Jahresbericht 2011
Liebe Mitglieder, liebe Freunde,
wir möchten Ihnen wieder einen kurzen Rückblick über unsere Aktivitäten und Projekte des vergangenen Jahres geben. Wie im Vorjahr haben wir wieder Fotos beigefügt, um einige Maßnahmen oder frühere Zustände besser zu veranschaulichen. In Fußnoten verweisen wir für näher Interessierte auch auf Fundstellen in der Denkmaltopographie.
Hohe Geldspende des ALA für die Ausbaggerung des Hafens
Es hat jahrelang gedauert, bis die Stadt begriffen hatte, dass die Wiederbelebung des Hansehafens für den Tourismus von großer Bedeutung sein könnte. Der ALA hatte zunächst die durchgreifende Restaurierung des Alten Krans durchgeführt, Zur Feier der Fertigstellung kamen 5 Hamburger Traditionssegler nach Lüneburg, die allerdings nur mit ihren Beibooten den Binnenhafen erreichen konnten. Schon damals ging ein Schreiben des Hamburger Schiffsmuseums in Övelgönne an unseren Oberbürgermeister, doch den Alten Hafen wieder auszubaggern, sie würden sehr gerne öfter nach Lüneburg kommen und den Hafen beleben. Anschließend wurden gemeinschaftlich mit dem Salzmuseum und anderen sozialen Einrichtungen die Schiffsneubauten Salzewer und Prahm angeschoben und mitfinanziert und schließlich auch noch ein großer Teil der Ausbaggerung des Hafens.
Der alte Hansehafen hat durch die Umbauten der Gegenwart seine prägende Schifffahrtsarchitektur zwar fast ein-gebüßt, der Alte Kran aber hat immerhin durch unseren fachkundigen Einsatz sein gewohntes Bild beibehalten und ist für seinen Auftrag als historisches Industriedenkmal in Funktion gerüstet.

Spätklassizistischer Erker von 1872 in der Roten Straße 51
Das einzige Beispiel eines solchen Erkers in unserer Stadt ließ mich schon vor Jahren darauf hinweisen, dass dieses seltene Bauteil gefähr-det ist. Es zeigt an seiner Südseite einen stark abgesackten Tragebal-ken. Mein Hinweis an die Denkmalpflege brachte die Restaurierungs-arbeiten in Gang. Der ALA hatte einen Zuschuss von 10.000 Euro in Aussicht gestellt. Bei den Untersuchungsarbeiten hatte sich herausge-stellt, dass nicht nur der Erker gefährdet war, sondern auch die unter Putz liegende Fachwerkkonstruktion stark geschädigt ist. Die Arbeiten gehen nur sehr langsam voran.
Der von uns beauftragte Restaurator Furmanek hat den ersten Teil seiner Arbeit, die Freilegung, erfüllt und wartet nun auf die Fertigstellung der Bauarbeiten, um die Restaurierung und farbige Fassung des Erkers vornehmen zu können.
Stand in der Bäckerstraße
Früher hatte der ALA des Öfteren Info-Stände in der Bäckerstraße, später hatten wir dann andere Möglichkeiten, unsere Informationen zu verteilen. Nunmehr brauchten wir allerdings dringend Verstärkung für unsere Stadtwache und deshalb wieder ein Bäckerstand. Es gab auch eine Reihe von Interessenten, die von unserem Stadthauptmann ange-worben wurden. Die Hansetage werfen ihre Schatten voraus und wir haben die Handwerkerstraße und den Alten Kran zu bewachen, wenn er in Aktion ist.
Hansetage 2012 in Lüneburg
Die Hansetage finden zwar erst in diesem Jahre statt, die Vorbereitungen für eine solch nun wirklich gewaltige Veranstaltung bedürfen aber einer jahrelangen Vorarbeit. Der ALA als Spezialist für weitgehend authentische Dar-stellung von Renaissance-Märkten und Handwerkerstraßen wurde gebeten, die „Alte Handwerkerstraße“ zeitlich vorzuverlegen und örtlich so zu strecken, dass eine Verbindung zum Marienplatz jedenfalls optisch möglich wird. Außerdem sollen wir für bestimmte Zeiträume den Alten Kran bedienen, mit dessen Hilfe der Salzewer beladen werden soll. All dies wird also schon seit langem geplant und wir sind damit entsprechend eingebunden. Wir wer-den jede Mithilfe brauchen und schon jetzt bitte ich sie um ihre tatkräftige Mithilfe, damit es auch für den ALA ein großer Erfolg wird.
Alte Handwerkerstraße 2011
Beim Aufbau der Stände hatten wir diesmal erhebliche Schwierigkeiten, da wir zu wenige Helfer hatten, die schon bei den Aufbauarbeiten in vergangenen Jahren dabei gewesen waren. Aber schließlich ging alles noch ganz gut und wurde wie immer ein guter Erfolg. Leider hängen sich an unser Datum immer auch viele andere Veranstaltungen an, weil sie vermuten, dass die Stadt dann voll ist. Früher hatte die Stadtverwaltung dafür gesorgt, dass solche Überschneidungen nicht vorkommen, heute gibt es nur noch das Stadtmarketing und das kümmert sich nur noch um peinliche pseudohistorische Veranstaltungen wie die sogenannten Sülfmeistertage.
Christmarkt bei St Michaelis 2011
Unser Christmarkt war wie immer ein Erfolg, obschon wir mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Der Sturm hatte in der Nacht zuvor etliche Stände zusammenbrechen lassen, für die wir keinen Ersatz hatten. Finanziell haben sich die Probleme nicht ausgewirkt, die Gäste kommen, weil sie diesen besonderen Markt schätzen und sie kommen in der Masse von weither. Aufgebaut wurde der Markt diesmal vom THW, weil es immer schwieriger wird, die Mannschaft zusammenzubekommen. Durch die hohe Fluktuation bei der Neuen Arbeit, die in den letzten Jahren mitaufgebaut hatte, fehlen eingearbeitete Leute. Das ist beim THW anders, er soll nun in Zukunft diese Ar-beit übernehmen.
Die Stimmung auf dem Christmarkt ist auch bei weniger gutem Wetter sehr gut. Das haben wir schon früher erfahren können. Vor 12 Jahren hatte ein schwerer nächtlicher Sturm den Großteil der Stände durcheinandergewirbelt und teilweise zer-brochen. In Zusammenarbeit mit den früh ankom-menden Händlern konnten wir wieder aufbauen und trotzdem den Markt pünktlich eröffnen.

ALA-Kalender 2012
Unsere höchst aktive Gewandmeisterin Frau Fiedler ist nicht nur vielbegehrte Stadtführerin, sondern auch Lichtbildnerin und hat einen sehr schönen farbigen Fotokalender mit Häusern, Schiffen und anderen Details, die der ALA bearbeitet hat, her-ausgebracht. Er kostet 12.- Euro und einige sind bei uns noch zu haben. Natürlich bekommt auch der ALA einen Anteil und wir finden es schön, dass Frau Fiedler auch für das nächste Jahr wiederum einen Fotokalender plant. ALA- Objekte finden sich in Lüneburg ja noch für Jahrzehnte.
Neues ALA-Faltblatt für Stadtrundgänge.
Unser Vorstandsmitglied Hartwig Kremeike hat für den ALA ein Faltblatt entwickelt, das auf Rundgängen auf die vielfältigen Erhaltungsmaßnahmen und Aktivitäten des ALA in der Stadt hinweist. Das Faltblatt ist bei uns im ALA-Büro erhältlich.
Weitere Laternen vom Typ „Alt Lüneburg“ für Wasserviertel und Innenstadt
Wir hatten unser Laternenprogramm eigentlich schon abgeschlossen, aber diese schönen Laternen sind so wichtig für das Stadtbild, dass wir immer noch weitermachen: Zwei Laternen für das Wasserviertel, zwei für die Enge Straße und eine für das Haus Salzstraße 23, das gerade restauriert wird. Da unser seit Jahrzehnten bewährter Kunst-schmied Walter Müdder aus Krankheitsgründen nicht weitermachen kann, übernahm der zweite ALA- Schmied Peter Maas nun diese Arbeiten. Wir hoffen nun, dass Meister Müdder jedenfalls bei den Christmärkten wieder dabei sein kann, dort wird ja nur gehandelt und nicht gearbeitet. Die EON Avacon möchte neue Leuchtmittel mit weniger Stromverbrauch auch in unsere Laternen installieren und hat verschiedene Laternen damit bestückt. Mir gefällt am besten die erste Laterne in der Engen Straße nach der Grapengießerstraße. Sie können sich das ja auch noch ansehen, wenn Sie dort abends vorbeikommen.
Patrizierhaus An der Münze 7 mit Jugendzentrum und Jugendmusikschule2
Jede Stadtgemeinde mit Weitsicht versucht heute die unglaublichen Fehler der Lokalpolitik der 60er und 70er Jahre zu vermeiden, nämlich die Menschen zugunsten des Kommerzes aus den Innenstädten zu verdrängen. Baudenkmäler wurden zerstört, ein vielfältiges Wohnungsangebot und ein ebenso vielfältiges Warenangebot alteingesessener Ladenbesitzer verdrängt. Was bleibt, ist eine tote Innenstadt. In Lüneburg geht die Zerstörung weiter. Eine im Stadtbesitz befindliche, unter Denkmalschutz stehende riesige Patrizierhausanlage.


An der Münze, zur Zeit noch mit Jugendmusikschule und Jugendzentrum belebt, soll verkauft und zu Wohnungen umgebaut werden. Was so ein Umbau für ein Baudenkmal bedeutet, kennen wir aus vielen miesen Beispielen. Die Jugendmusikschule wird demnächst in ein banales Neubauareal umziehen am Rand der Innenstadt, das Jugendzentrum soll aller-dings nach neuesten Be-richten am alten Ort verbleiben dürfen. Der ALA hat auf den besonderen auch städtebaulichen Wert der Gebäude hingewiesen und vor einigen Jahren ein seltenes Oberlicht am Barockportal des Nordgiebels restaurieren lassen.
Mitteilungsblatt „Aufrisse“ 2011
Im vergangenen Jahr erschien wieder eine Ausgabe unserer kleinen Zeitschrift. Diese Ausgabe wurde sehr oft auch von Nichtmitgliedern nachgefragt, weil unser Schatzmeister Herr Sellen sich intensiv mit dem Lüneburger Verschönerungsverein und seinen vielfältigen Aktivitäten befasste, die vielen älteren Mitbürgern noch bekannt sind. Des Weiteren ging es auch um unser Schiff- und Hafenprojekt, das schon viel Positives für unsere Stadt bewirkt hat. Das nächste Heft soll zum Christmarkt 2012 vorliegen.

Förderplaketten des ALA
Im Jahresbericht 2009 hatten wir bereits darauf hingewiesen, dass wir Plaketten anfertigen lassen, damit wir unseren Mitbürgern zeigen können, wo der ALA überall tätig ist. Inzwischen hat die Anbringung begonnen. Vielleicht ist ihnen an irgendeinem Baudenkmal in Lüneburg schon diese kleine Plexiglasplakette aufgefallen, die das ALA-Logo zeigt und darauf hinweist, das für die Restaurierung ein kleiner oder auch großer Zuschuss aus ALA-Mitteln geflossen ist.
Curt Pomp
(vorgetragen auf der Mitgliederversammlung am 19.4.2012)
Ergänzung durch den 2. Vorsitzenden:
Mitarbeit im Bauausschuss
Wir sind mit einem Vorstandsmitglied im städtischen Bauausschuss vertreten. Eingeladen werden wir aber nur, wenn innenstadtrelevante Themen auf der Tagesordnung stehen. Wir haben kein Stimmrecht, sondern dürfen nur beraten- wobei wir manchmal auf Zustimmung stoßen, häufiger aber auf Beratungsresistenz.
Nordlandhalle
Ein für uns wichtiges Thema war im letzten Jahr die Neubebauung der ehemaligen Nordlandhalle. Dieser Bausünde der späten neunzehnhundertsechziger Jahre fiel seinerzeit der letzte Rest des historischen Roten Walles zum Opfer. Nach der Aufgabe der Halle konnte man eine Zeitlang hoffen, dass dieser Fremdkörper zurückgebaut würde, wenigstens deutlich mehr Anpassung an die Umgebung erführe: Verzicht auf Flachdächer, Kleinteiligkeit bei der Oberflächengestaltung. Verbesserung der Hinterhof-Situation im Norden und ähnliches. Unsere diesbezüglichen Überlegungen – einige Male vorgebracht – wurden aber leider nicht wirklich aufgegriffen. Schade. So entsteht hier lediglich Neues, aber nichts Besseres.
Energetische Sanierung
Die Stadt fördert neuerdings nicht mehr die denkmal- oder stadtbildgerechte Verbesserung von Fassaden, innerstädtischer Häuser, sondern deren energetische Sanierung. Da es sich dabei natürlich in großem Umfang um Baudenk-male handelt, sehen wir hier grundsätzliche Konflikte zwischen den Leitbildern Erhaltung und Erneuerung herauf-ziehen. Denn unsensible oder bedenkenlose Umsetzung energetischer Ertüchtigungsmaßnahmen kann schnell Denkmäler beeinträchtigen oder gar zerstören. Das ist bekannt. Bundesweit – so wird von Fachleuten geschätzt – besteht der gesamte Gebäudebestand aus nur 3 bis 5 % Baudenkmalen, deren ökologische Gesamtbilanz ohnehin weit günstiger als die der meisten Neubauten ist. Wir hätten uns statt eines Vorpreschens auf diesem heiklen Gebiet lieber mehr Einsatz der Lüneburger Politik bei den Themen Erhaltung, Schonung oder Pflege von Baudenkmalen gewünscht!
Christian Burgdorff
(vorgetragen auf der Mitgliederversammlung am 19.4.2012)
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