Jahresbericht 2010
Liebe Mitglieder, liebe Freunde,
ich möchte mich im Namen des Vorstandes wieder bei all denen, die dem ALA im Jahr 2010 geholfen haben, ganz herzlich bedanken. Das gilt für unsere ehrenamtlichen Helfer im Hintergrund (Fundus, Archiv und Büro), die fleißigen Wurstbräter oder Glühwein- und Maroniverkäufer, für die Stadtknechte, Musikanten und Handwerker, die bei unseren Großveranstaltungen mitgemacht haben, aber auch denen, die dem ALA durch Spenden, Archivalien, wichtige Hinweise in seiner Arbeit geholfen haben. Alle tun es für eine gute Sache, für die Erhaltung unserer Stadt, die wohl heute etwas anders aussähe, wenn es uns nicht gäbe. Gleichzeitig möchte ich die Gelegenheit nutzen, die neuen Mitglieder zu begrüßen, die im vergangenen und in diesem Jahr in unseren Verein eingetreten sind.
Nun möchten wir Ihnen einen kurzen Rückblick über unsere Aktivitäten und Projekte des vergangenen Jahres geben. In Fußnoten verweisen wir auch auf Fundstellen in unserer Homepage oder Berichte in der Presse. Außerdem haben wir dieses Jahr erstmals Fotos beigefügt, um einige Maßnahmen oder frühere Zustände besser zu veranschaulichen.
Der Salzprahm für den Lüneburger Hansehafen
Als Nachfolgeschiff für den Salzewer, der aus dem Hafenbild kaum noch wegzudenken ist, haben wir mit
den schon bekannten Mitstreitern einen Salzprahm gebaut, der Mitte April 2011 nun ebenfalls zu Wasser gelassen wurde. Der Salzprahm war nur für die Stecknitzfahrt geeignet. Er ist ein flachgängiges Kanalschiff, mit dem das Lüneburger Salz, das mit den Ewern nach Lauenburg gebracht wurde, in wochenlanger Fahrt nach Lübeck weitertransportiert wurde. Herr Hansen wird in seinem Vortrag vor allem darauf eingehen. Der ALA hat auch für dieses Salzschiff einen erheblichen Teil zur Finanzierung beigetragen und damit auch für den Lüneburger Hansehafen, der nun endlich etwas mehr an einen Hafen erinnert. Unsere Bemühungen um eine Ausbaggerung des Innenhafens werden natürlich fortgesetzt, damit die Hansetage im nächsten Jahr mit möglichst vielen Traditionsschiffen begangen werden können. Anlässlich der Taufe des Prahms hat sich auch der Oberbürgermeister für die Ausbaggerung ausgesprochen. Damit ist die Salztransportgeschichte Lüneburgs sozusagen in Naturgröße dokumentiert worden. Auch der Salzprahm geht in das Eigentum des Salzmuseums über und wird wie der Ewer von einer fachlich versierten Mannschaft betreut. Während der Ewer Passagierfahrten unternehmen soll, wird der Salzprahm wohl eher ein friedliches Hafendasein fristen und möglicherweise als attraktiver, schwimmender Kiosk oder im Schlepp des Ewers als Ausflugsgefährt dienen.

Am Berge 37 – Restaurierung der Nordfassade
Das bedeutende Patriziergebäude Am Berge 37 hat im Hofflügel eine höchst interessante Nordansicht, die von der Straße leider nicht einzusehen war. Die stark durchfensterte, durch Formsteinblenden horizontal gegliederte Fassade wurde sorgfältig restauriert 2, die Landesdenkmalbehörde half durch einen hohen Zuschuss, der ALA übernahm die Kosten für die Farbuntersuchung der Fenster. Der Bauherr war vom Ergebnis der Restaurierungsmaßnahme so begeistert und stolz, dass das Hoftor seither für Jedermann zu Geschäftszeiten zur Besichtigung offen steht.

Grapengießerstr. 45 – Restaurierungsarbeiten
Die Gebäudegruppe Grapengießerstraße 45 ist die einzige in Lüneburg erhaltene patrizische Hofanlage, die noch in ihrer ursprünglichen Ausdehnung existiert. Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert wurde daran umgebaut, im 20. Jahrhundert nur noch zum Schaden der Gebäude.
Bei den Freilegungsarbeiten im Innern wurden Textiltapeten mit Malereien des 18. Jahrhunderts entdeckt.
Da die geplante Büronutzung für die fragilen Wandbespannungen nicht zuträglich war, übernahm der ALA die Kosten für die bereichsweise Freilegung und Dokumentation. Nach dem Ende der Untersuchungen wurden die Tapeten sicher verschalt. Das war schon vor zwei Jahren.
Erst im vergangenen Jahr konnte die sehr aufwendige Restaurierung der gotischen Zwerggalerie an der
Fassade des Eckgebäudes Grapengießerstraße/ Enge Straße begonnen werden, für die der ALA wiederum
einen hohen Zuschuss bereitgestellt hat. Es handelt sich hierbei um eine bauhistorische Kostbarkeit, wie sie in dieser Art wohl für ganz Norddeutschland einmalig ist. Nur für diesen Bau wurden spezielle glasierte Formsteine entwickelt, die als gotische Krabben und Kreuzblumen zu einer Reihung kleiner Giebel zusammengefügt wurden und nun mit vielen Mühen sorgfältig von früheren Bearbeitungen und Veränderungen befreit werden. Der Wintereinbruch hatte die Restaurierungsarbeiten im vergangenem Jahr gestoppt, sie sollen nun im Laufe des Frühjahres abgeschlossen sein. Da die Stadt Lüneburg ihre Stadtbildpflegemittel abgeschafft hat, sind es nur noch die Landesdenkmalpflege und der ALA, die neben dem Eigentümer für die Restaurierung aufkommen.
Lüner Straße 6 / 7 – Restaurierung eines Wappens am Äbtissinnenhaus
Zum Gebäudekomplex Lüner Str. 6/ 7 gehört auch die Hälfte des ehemaligen Äbtissinnenhauses mit einem Wappenstein der Dorothea von Meding, inschriftlich datiert auf 1612. Das Haus gehörte ursprünglich zum östlich angrenzenden Lüner Hof, der Stadtcurie des Klosters Lüne. Der Wappenstein mit der Darstellung des Medingschen Wappens wurde restauriert sowie einige fehlende Triglyphen am Nachbarhaus ersetzt, beides auf Kosten des ALA.
In Arbeit befinden sich noch zwei ALA- Straßenlaternen für dieses Haus. Damit möchten wir erreichen, dass auch im Wasserviertel unsere Lüneburger Laternen eingeführt werden.

Gipsofen am Kalkberg – Weitere Arbeiten, gemeinsam mit dem BUND
Der vor vielen Jahren von uns vor dem Verfall gerettete Gipsbrennofen am Kalkberg hat nun eine erneute
Aufwertung erfahren. Das früher wie eine Schildkröte wirkende Gebäude – es war durch Aufschüttungen immer mehr zugefüllt worden – hatte in seiner Erbauungszeit eher einen turmartigen Charakter. Den hatten wir schon zu Beginn unserer Arbeiten angestrebt. Nach Jahren hatten wir im Jahr 2001 ein weiteres Abtragen der Erdmassen veranlasst, welches das Gebäude wiederum erheblich in die Höhe streckte, und nun haben wir die letzte Abgrabung gemeinsam mit dem BUND vorgenommen, die den Umgang um das Haus nun unfallsicher möglich macht. Die ursprünglichen Zuluftöffnungen für den Ofen sind ebenfalls unfallsicher mit Glas abgedeckt, zu besichtigen und machen die Arbeitsweise dieses Brennofens anschaulich.
Im Innern des Ofens hat der BUND eine umfängliche Dokumentation über den Brennofen, aber vor allem
des Naturschutzgebietes Kalkberg erstellt 4, die von weiteren Sponsoren bezuschusst wurde und den Gipsofen nun nicht nur wegen seiner selten gewordenen Bauweise zu einem interessanten Besuchsziel macht.

Christmarkt 2010 bei Sankt Michaelis
Der Christmarkt des ALA im Advent ist eine kaum mehr wegzudenkende bedeutende Veranstaltung im winterlichen Lüneburg, und es gibt Händler und Handwerker, die schon seit Beginn dieses Renaissance- Marktes dabei waren und damit wie wir allmählich alt geworden sind. Dieser Markt ist auch deutschlandweit in den entsprechenden Internetportalen vertreten und hat wirklich einen sehr guten Ruf. Für unsere Finanzen und damit unsere Möglichkeit, anderen beim Denkmalschutz zu helfen oder eigene Vorhaben durchzuführen, ist er inzwischen genau so wichtig wie die Alte Handwerkerstraße.
Es hat schon verschiedene Versuche gegeben, diesen Christmarkt nachzuahmen, aber unsere Qualität ist
eben auch sehr aufwendig und darum schwer zu erreichen. Wichtig ist die Einheitlichkeit der Stände und die Kleidung, für deren Pflege und Erneuerung unseren ALA- Gewandmeisterinnen Frau Fiedler und Frau Böhme wirklich sehr zu danken ist.
Tag des offenen Denkmals – Bundesweite Eröffnungsveranstaltung in Lüneburg
Nach der Ansicht von Fachleuten gehört zu den erfolgreichreichsten Bürgerinitiativen für städtebaulichen
Denkmalschutz in Norddeutschland der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt. Weil man hier eine Altstadt sehen kann, die durch die jahrzehntelangen Aktivitäten vieler engagierter Bürger tatsächlich vor den gnadenlosen Abbrüchen, die andere Städte erdulden mussten, bewahrt worden ist. Bevor es den ALA gab, wurde in Lüneburg genauso blind zerstört.
Der Standort für die Eröffnung des Tags des offenen Denkmals war also gut gewählt. Denkmalschutzstiftung und Bundespräsident waren begeistert, der Oberbürgermeister und der Rat sonnten sich im Lob über die wohlerhaltene Stadt und haben doch so wenig Anteil an dieser jahrzehntelangen Rettungsaktion. Viele ALA -Mitglieder waren empört über die Wichtigtuerei auf unsere Kosten. Wenn es um Stadterhalt geht, steht der Rat eher auf der anderen Seite, auf der Seite der Investoren und denen, die in einer solchen Stadt ausschließlich den Profit suchen. Selbst solche Minibelobigungen wie Bauauszeichnungen in Urkundenform für gelungene Restaurierungen ließ man auslaufen. Das hatte immerhin manchen Bürger erfreut, der viel Geld und Arbeit in sein Baudenkmal investiert hatte. Und dann wurden im vergangenen Jahr sogar die schon vorher eher ärmlichen Zuschüsse der Stadtbildpflege komplett gestrichen. Das war nun das Armutszeugnis dieses Rates. Der Sinn für Stadtbaukultur ist offenbar völlig abhanden gekommen. Wenn es den ALA nicht schon gäbe, für diese Stadt müsste er sofort erfunden werden.
Gestaltungssatzung Altstadt Lüneburg
Als der ALA vor fast 40 Jahren mit der Rettungsarbeit in Lüneburg begann, gab es noch keine Ortssatzung
und auch kein Denkmalschutzgesetz. Die Satzung haben wir erst durch eine große Unterschriftensammlung vor allem auch bei den Lüneburger Geschäftsleuten initiiert. Ich selber habe die erste Denkmalsliste für diese Satzung erstellt, sie wurde den Texten damals angefügt. Im damals noch existierenden Stadtbildpflegeausschuss, dem ich als Beirat angehörte, wurde diese Satzung wortgenau besprochen und schließlich vom Gesamtrat genehmigt. Nach der Abstimmung mit dem gleichzeitig entstehendem Denkmalschutzgesetz wurde die Satzung in Kraft gesetzt und hat über Jahrzehnte geholfen, Schaden von Lüneburgs Bausubstanz fernzuhalten.
Nach Jahrzehnten hat die Stadt im vergangenen Jahr einen neuen, den Zeitläuften angepassten Entwurf erstellt. Auch der ALA wurde zu den Änderungen befragt und hat eine Stellungnahme abgegeben. Nun hoffen wir, dass die erneuerte Satzung in diesem Jahr verabschiedet wird und den Aufgaben gerecht werden kann, die sich im Laufe der Zeit geändert haben.
Curt Pomp
(vorgetragen auf der Mitgliederversammlung am 27.4.2011)
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