Jahresbericht 2009
Liebe Mitglieder, liebe Freunde,
ich möchte mich im Namen des Vorstandes wieder bei all denen, die dem ALA im Jahr 2009 geholfen haben, ganz herzlich bedanken. Das gilt für unsere ehrenamtlichen Helfer im Hintergrund (Fundus, Archiv und Büro), die fleißigen Wurstbräter oder Glühwein- und Maroniverkäufer, für die Stadtknechte, Musikanten und Handwerker, die bei unseren Großveranstaltungen mitgemacht haben, aber auch denen, die dem ALA durch Spenden, Archivalien, wichtige Hinweise in seiner Arbeit geholfen haben. Alle tun es für eine gute Sache, für die Erhaltung unserer Stadt, die wohl heute etwas anders aussähe, wenn es uns nicht gäbe. Gleichzeitig möchte ich die Gelegenheit nutzen, die neuen Mitglieder zu begrüßen, die im vergangenen und in diesem Jahr in unseren Verein eingetreten sind.
Nun möchten wir Ihnen einen kurzen Rückblick über unsere Aktivitäten und Projekte des vergangenen Jahres geben.
Salzewerbau
Ein langgehegter persönlicher Wunsch ging mit dem Bau des historischen Frachtschiffes, dem Salzewer, auf dem extra errichteten Werftgelände am Salzmuseum, der “Salzwerkstadt“, in Erfüllung. Der alte Hansehafen war von der Stadt und den dafür verantwortlichen Behörden seit langer Zeit völlig vernachlässigt worden. Die Restaurierung des wegen mangelnder Pflege langsam verfaulenden Alten Krans durch den ALA brachte die alte Idee, ein Schiff in den Hafen zu legen, wieder mit Nachdruck auf die Tagesordnung, und dann ging es eines Tages ganz schnell. Ein Gespräch mit dem Tischlermeister Michael Anders. der selbst seit langer Zeit alte Schiffe restauriert und große Fahrten unternimmt, ergab, dass er gleich mir ein großes Interesse am Bau eines Salzewers für den Lüneburger Hafen hätte. Wir wandten uns an Dr. Lamschus, dessen Interesse an einem solchen Schiff mir ebenso bekannt war, und er wiederum holte die Arge, job-sozial, und die VHS ins Boot. Das Salzmuseum und der ALA übernahmen die Materialkosten, die anderen Träger die Kosten für die Jugendlichen und deren Weiterbildung; denn mit
jungen Arbeitslosen sollte das Schiff gebaut werden. Ihnen sollte eine Chance geboten werden, sich für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Und das ist zweifelsfrei in den meisten Fällen gelungen. Man merkte schon bald an der guten Stimmung unter den jungen Leuten, dass dieser Schiffsbau ein Erfolg werden würde. Nicht nur für uns, die den alten Hafen wiederbeleben wollten, sondern auch für die Jugendlichen, die weitere Ausbildungen und ein anderes Leben anzustreben lernten. Heute liegt unser Ewer im alten Hansehafen und erwartet noch den Einbau des Motors, damit er voll manövrierfähig
wird. Aber auch jetzt schon ist er ein wichtiger Blickpunkt geworden. Er hat plötzlich Hafenstimmung
hervorgebracht, den Geruch nach Teer und Weite, und das ist für eine alte Hansestadt wichtiger und
charaktervoller als Blümchenbepflanzung. Und weil nun dieser Ewerbau so erfolgreich war, beginnt im Mai an derselben Werft am Salzmuseum der Bau eines Salzprahms, diesmal mit arbeitslosen Erwachsenen, und auch dieses Schiff soll nach Fertigstellung dem Salzmuseum gehören und im alten Lüneburger Hafen liegen, aber auch zu Fahrten auf der Ilmenau genutzt werden.
Gestaltungssatzung Lüneburg
An der ersten Gestaltungssatzung für Lüneburg hat der ALA nicht nur aktiv mitgearbeitet, sondern durch
eine erfolgreiche Unterschriftensammlung vor allem unter Lüneburger Geschäftsleuten den Anstoß gegeben. Im Stadtbildpflegeausschuss, dem ich damals angehörte, wurde jede Formulierung abgeklopft, und ich hatte die Anzahl der Baudenkmale in den Straßen eingebracht. Die Hafenbastion, die wegen ihrer Zerschneidung durch die Reichenbachstraße damals schon von den Ratsmitgliedern kaum beachtet wurde, konnte ich noch in das Schutzgebiet der Satzung bekommen.
Inzwischen sind Jahrzehnte vergangen, viele Dinge, an die damals nicht zu denken waren, sind im Stadtbild aufgetaucht. Deshalb muss die Satzung ergänzt und geändert werden, wenn das Stadtbild seinen Wert behalten soll. Auch diesmal ist der ALA beteiligt und hat seine Vorschläge eingebracht und hofft, dass seine Überlegungen, die auf intimer Kenntnis dieser Stadt beruhen, Eingang in die Gestaltungssatzung finden. Geschäftsleute heutigen Zuschnitts sind oft blind für die Bedürfnisse einer alten Stadt. Sie kommen oft von außerhalb und möchten vor allem ihre Interessen durchsetzen, weil sie es in anderen Städten ohne Denkmalschutz nicht anders kennen. Deswegen muss Lüneburgs Bauamt ein gutes Instrumentarium an die Hand bekommen, um Schaden für die Stadt frühzeitig abzuwenden.
Alte Mauer in der Neuen Straße
Nach mehreren Jahren ist nun auch die alte Arkadenrückwand des ehemaligen Stegenschen Speichers in
der Neuen Straße restauriert worden. Dieses mächtige Relikt aus dem 16. Jahrhundert gehörte zu einem der seltenen Mauerwerksspeicher Lüneburgs und war keineswegs baufällig. Wie mir die alte Frau Stegen erzählte, hätten sie keinen Bedarf mehr gesehen und außerdem wäre aus den Dachrinnen häufig Schmutz auf die Straße gefallen. Das war natürlich ein triftiger Grund in dieser Zeit der schlafenden Denkmalpfleger, dieses straßenbildprägende Baudenkmal abzureißen.
Ich hatte es vor Jahren gerade noch verhindern können, dass selbst der Rest dieses Speichers, die rückwärtige Mauer, abgerissen wurde. Die Stadt wollte ein niedriges Mäuerchen dafür errichten, eine Zerstörung mehr in dieser Straße, die in den 50 iger Jahren noch zu den urtümlichsten der Stadt gehörte und heute nur noch ein Schatten damaliger Echtheit ist. Es hat weiterer Jahre bedurft, bis sich ALA; Stadt, ARB und Denkmalschutz einig waren über Konstruktion und Finanzierung, aber jetzt steht sie wieder aufrecht, innerlich gestählt und äußerlich wohlbedacht mit alten Pfannen aus dem ALA- Fundus.
Es lohnt sich schon, nicht nachzugeben, wenn es um das Gesicht einer alten Stadt geht. Heute freuen sich
wieder alle über den schönen Anblick, und besonders „schlaue“ Väter werden ihren kleinen fragenden
Kindern erzählen, dass es sich um Lüneburgs Stadtmauer handelt.
ALA- Förderplaketten
Zuschussgeber für die Rettung alter Baudenkmäler vergeben kleine Plaketten, die an den Häusern befestigt werden. Das ist eine Auszeichnung für den Wert des Hauses, (nur wichtige Denkmäler werden in der Regel bezuschusst), aber auch ein Hinweis auf den Spender und seine Mitglieder, wie beispielsweise den ALA. Wir vergeben inzwischen immer häufiger solche Hilfen oder übernehmen die komplette Restaurierung eines Bauteils. Das war bei der kostbaren Rokokohaustüre Auf dem Meere 16 beispielsweise der Fall. Und nun haben wir uns entschlossen, kleine transparente Plexiglasschildchen herstellen zu lassen, die diskret auf unsere Hilfe hinweisen. Demnächst werden wir mit der Montage dieser kleinen Hinweise beginnen, die natürlich auch auf das Datum der Restaurierung hinweisen.
Bauhofauflösung Hamburger Straße Seit dem Ende des ältesten Lüneburger Bauhofes am Glockenhaus hat der neue Bauhof nun schon zum dritten Mal den Standort gewechselt. Das wäre nicht sonderlich beachtenswert, wenn nicht jedes Mal eingelagerte Bauteile aus alten Häusern, wichtige Steine, Türen, Fenster vernichtet, gestohlen oder entsorgt würden. Ganze eingelagerte Fachwerkhäuser verschwanden dabei, kostbare Schnitzereien wurden geklaut. Vor dem letzten Umzug allerdings wurde der ALA eingeschaltet, und es wurden uns alte Fenster und Türen angeboten. Wir haben das Angebot natürlich angenommen, es waren brauchbare Dinge darunter. Was wir nicht mehr brauchen konnten, sollte entsorgt werden. Die größten Verluste bei den Bauhofauflösungen entstanden wohl unter den Bauamtsleitern Leymann und Stiens. Drei Fachwerkhäuser, von denen wir nur eines identifizieren konnten, wurden entsorgt. Die Unterlagen über diese Häuser hatte man wohlweislich verschwinden lassen.
In dieser alten Stadt gab es unter den Ratsherrn in den Ausschüssen oder im Bauamt kaum einen Fachmann, der sich um die alten Kostbarkeiten gekümmert hätte. Das war nun das erste Mal, dass der ALA vor der Auflösung wichtige Bauteile überlassen bekam.
Zuschüsse für Buchveröffentlichungen
Auch im vergangenem Jahr half der ALA mit namhaften Zuschüssen bei mehreren Buchveröffentlichungen. So bei der in jeder Weise umfänglichen, äußerst wichtigen „Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen – Hansestadt Lüneburg“ von Dr. Doris Böker.
Bei der Veröffentlichung des Werkes von Dr. Hansjörg Rümelin über die St. Nicolaikirche in Lüneburg half
der ALA ebenso mit einer großen Spende, damit das bedeutende Werk zur 800- Jahrfeier erscheinen konnte.
Die Dokumentation über die Rettung der 1000 jährigen Saline von Lüneburg „Von der Industrieruine zum Industriemuseum“ wurde von unserem Mitglied Manfred Balzer verfasst und ebenfalls vom ALA finanziell gefördert.
Die Wiederauflage des 1877 erschienenen und lange vergriffenen Werkes „Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen – Fürstenthum Lüneburg“ von W. Heinrich Mithoff wurde von Dr. Werner Preuß herausgegeben und vom ALA ebenso bezuschusst.
Alte Handwerkerstraße 2009
Im vergangenem Jahr war wieder das Jahr der Alten Handwerkerstraße. Diese Veranstaltung ist wie der
Christmarkt ein Erfolgsmodell seit langer Zeit. Als Sondergeschichte hatten wir diesmal junge Leute der Salzewer-Mannschaft integriert, die voller Eifer einen Teil der vielen Schmiedenägel herstellten, die für den
Nachbau des Salzewers nötig waren.
Die alte Handwerkerstraße ist für viele Besucher ein fester Punkt in der Urlaubsplanung, und es gibt in der
Tat kaum eine historische Veranstaltung ähnlicher Art, die in Norddeutschland gleiche Qualität bietet.
Leider sind viele alte Handwerksmeister, die lange Zeit mit großer Begeisterung an unserer Veranstaltung
teilgenommen haben, nicht mehr unter uns, andere sind nicht mehr arbeitsfähig, sodass immer wieder ein
Wechsel stattfinden muss. Glücklicherweise gibt es immer wieder junge Handwerker, die unsere Qualitätsansprüche erfüllen und bei der Handwerkerstraße mitmachen. Und so hoffe ich, wird es weitergehen; denn in zwei Jahren gehört die Alte Handwerkerstraße zu den wichtigsten Attraktionen der Internationalen Hansetage in Lüneburg und für diesen Zeitpunkt müssen wir unsere Veranstaltung noch erheblich ausdehnen und noch mehr gute Handwerker gewinnen.
Christmarkt an der Michaeliskirche 2009
Unser Christmarkt lockte wie schon seit Jahrzehnten so auch im Advent 2009 große Besuchermassen in die Altstadt. Die hohe, immer wieder überprüfte Qualität unserer Veranstaltung hat einen nachhaltig guten Ruf bis in das benachbarte Ausland. Um so einen ständig hohen Standard für so einen Markt aufrechtzuerhalten, müssen mitunter auch Händler ausgewechselt werden, weil sie unseren Ansprüchen nicht mehr genügen. Natürlich gibt es auch Krankheitsfälle und die Aufgabe aus Altersgründen, für die wir andere Händler anwerben müssen, um das bunte Bild des Marktes zu erhalten. Dank unseres guten Rufes finden sich fast immer neue gute Händler oder Handwerker, die bei uns mitmachen wollen. Und so hoffen wir auch für die Zukunft, dass der Christmarkt bei St. Michaelis noch recht lange bestehen wird und dem ALA die nötigen finanziellen Mittel erbringt, die wir für unsere Rettungs -und Schutzmaßnahmen benötigen.
Mitwirkung am Hansetag 2012 in Lüneburg
Der Internationale Hansetag in Lüneburg ist zwar noch zeitlich einiges entfernt, aber die Planungen haben
schon längst begonnen. Auch der ALA ist natürlich miteingebunden, weil die Alte Handwerkerstraße ein Teil der Veranstaltung ist und der Alte Hansehafen mit Kran und Salzewer und hoffentlich vielen alten Traditionsschiffen ebenfalls.
Als weitere Attraktion soll die Königlich-Hannoversche Postkutsche hier verkehren, die ja ebenfalls durch
den ALA organisiert wird. Neben den Kirchen, dem Rathaus und einigen wenigen alten Häusern der Stadt ist es eigentlich der Alte Hafen, der noch die deutlichste Spur zur Hanse zeigt. Die Hanse war vor allem ein kraftvoller Städtebund, um den sicheren Handel in der damals bekannten Welt zu gewährleisten. Und Lüneburg hatte mit seinem sicheren Salzmonopol eine wichtige Stellung in diesem Bund. Dreh- und Angelpunkt des Handels mit diesem kostbaren, für alle wichtigem Mineral war der Lüneburger Hansehafen, den wir deshalb mit seinen ursprünglichen Funktionen darstellen wollen.
Für den Vorstand
Curt Pomp
(vorgetragen auf der Mitgliederversammlung am 22. April 2010)
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