Jahresbericht 2008
Liebe Mitglieder, liebe Freunde!
ich möchte mich im Namen des Vorstandes wieder bei all denen, die dem ALA im Jahr 2008 geholfen haben, ganz herzlich bedanken. Das gilt für unsere ehrenamtlichen Helfer im Hintergrund (Fundus, Archiv und Büro), die fleißigen Wurstbräter oder Glühwein- und Maroniverkäufer, für die Stadtknechte, Musikanten und Handwerker, die bei unseren Großveranstaltungen mitgemacht haben, aber auch denen, die dem ALA durch Spenden, Archivalien, wichtige Hinweise in seiner Arbeit geholfen haben. Alle tun es für eine gute Sache, für die Erhaltung unserer Stadt, die wohl heute etwas anders aussähe, wenn es uns nicht gäbe. Gleichzeitig möchte ich die Gelegenheit nutzen, die neuen Mitglieder zu begrüßen, die im vergangenen und in diesem Jahr in unseren Verein eingetreten sind.
Nun möchten wir Ihnen einen kurzen Rückblick über unsere Aktivitäten und Projekte des vergangenen Jahres geben.
Dachreparatur am Gipsofen
Unser Gipsofen im Kalkberggrund musste im vergangenem Jahr einer umfänglichen Dachreparatur unterzogen werden. Das seltsam geformte Glockendach hat in den vergangenen Jahrzehnten durch manchen Steinwurf böser Buben, aber auch durch Sturmböen erhebliche Schäden erlitten. Das mussten wir im vergangenem Jahr dringend beheben. Das aus dem 19. Jahrhundert stammende frühindustrielle Baudenkmal ist an den BUND kostenfrei vermietet, der auch die laufenden Kosten trägt. Der ALA ist für die großen Reparaturen zuständig. Vor vielen Jahren hatten wir daskostbare Gebäude aus Anhydritgestein vor dem Verfall gerettet, restauriert und dem BUND für seine Naturschutz- Aktivitäten am Kalkberg zur Verfügung gestellt.
Der Ilmenau-Salzewer
Die Idee war schon da, als ich das erstemal den kleinen Hansehafen in Lüneburg sah. Ohne Schiffe ist dieser kleine Flusshafen kaum als solcher zu erkennen, mit alten Schiffen allerdings wäre er ein touristisches Highlight ersten Ranges. Er wurde mit kleinen provinziellen Nichtigkeiten wie Blümchen, gar einem über dem Wasser schwebendem Podium zum Kaffee trinken verziert. Aber da wir keine Seefahrer unter unseren Lokalpolitikern haben, ist trotz des protzigen Namens Hansestadt mit dem Hafen noch nichts Positives passiert. Bis auf den von uns restaurierten Kran und nun das Erfolgsmodell Ilmenau-Ewer.
Wie gesagt, schon nach der Gründung des Salzmuseums hatte ich mit Dr. Lamschus von einem Salzschiff im Hafen geträumt. Im vergangenem Jahr war es dann soweit. Ich hatte mich mit Michael Anders, dem Tischlermeister und Segelschiffsfan, unterhalten; wir sprachen über das Ewermodell in Bardowick und dann war die alte Idee plötzlich wieder da: ALA und Salzmuseum bauen das Schiff. Das Einvernehmen mit Dr. Lamschus war schnell da. Und er brachte die anderen Gruppierungen wie job sozial, VHS und Arge dazu, mitzumachen. Und nun wächst das Schiff auf der Werft am Salzmuseum, junge Leute, vorher ohne Mut und Chancen, erleben, was es heißt Kompetenz zu erwerben, konzentriert handwerklich zu arbeiten und erreichen tatsächlich die Möglichkeit, eine Lehrstelle zu bekommen. Mehr als 80 % der Teilnehmer sind so schon untergebracht. Ich bin sehr stolz, dass der ALA auch hier wieder den Anstoß gab.
Sie sollten sich das 15 Meter lange Schiff auf der Werft am Salzmuseum einmal ansehen. Der Schiffskörper mit der Außenbeplankung ist fertig, jetzt wird die Innenkonstruktion eingebaut und die Bearbeitung des Mastbaums vorbereitet. Im nächsten Jahr wird der Stapellauf erfolgen, und das soll unser Beitrag zum Hansejahr 2012 werden.
Renaissancefenster in der Jugendmusikschule
Die Gebäude der Jugendmusikschule bergen immer noch Kostbarkeiten, die kaum den Denkmalpflegern bekannt waren. Als ich vor vielen Jahren den damaligen Leiter der Volkshochschule Herrn Dr. Peters in seinem Büro besuchte, fielen mir die reich geschnitzten Fensterlaibungen und Pfosten zur Straße „An der Münze“ auf. Sie waren bislang noch gar nicht dokumentiert und gehören zu den aufwendigsten Fenstern, die ich in Lüneburg kenne. Nach meinen Beobachtungen scheinen diese Fenster allerdings nicht am ursprünglichen Standort zu sitzen, die früheren Fensteröffnungen stimmen mit den Blockzargen der Renaissancefenster nicht überein. Wir haben einen Restaurator mit der Farbuntersuchung betraut, es kam eine intensive Rotlasur als erste Fassung zum Vorschein. An diesem Hause haben wir auch schon die seltene Oberlichtlaterne am Portal restaurieren lassen, und da die Stadt beabsichtigt das Haus zu veräußern, sind wir in Sorge, dass ein neuer Besitzer den Denkmalschutz nicht so genau nimmt, wie das bei städtischen Verkäufen schon häufiger vorgekommen ist.
A r b e i t s k r e i s L ü n e b u r g e r A l t s t a d t e . V .
Schenkung der Werkzeuge einer Goldschmiedewerkstatt
Der bekannte Lüneburger Gold- und Silberschmiedemeister Müller-Rowold ist in die Jahre gekommen, immerhin 100 Jahre, er hatte bis vor wenigen Jahren noch gearbeitet. Nun aber ist er in eine Senioreneinrichtung gegangen und hat dem ALA großzügig seine komplette Werkstatteinrichtung überlassen. Dafür sind wir Herrn Müller-Rowold von Herzen dankbar, denn nun könnten wir auf der „Alten Handwerkerstraße“ einen perfekten Goldschmiedestand einrichten. Vielleicht sogar einem jungen Handwerker helfen, der sich in den Anfangsjahren mit der Anschaffung von Werkzeugen schwertut
Straßenlaternen für Racker- / Grapengießerstraße und Auf der Rübekuhle
Eigentlich hatten wir unser Programm für die von mir vor Jahrzehnten entwickelten Straßenlaternen längst abgewickelt, aber nun fragten Hauseigentümer von Rackerstraße und einem Neubau in der Straße „Auf der Rübekuhle“ an, ob unsere schönen Laternen nicht auch noch dort installiert werden könnten. So haben wir noch drei weitere Laternen arbeiten lassen und finanziert.
Umzug von der Stov nach Häcklingen
Viele Jahre konnten wir unsere Requisiten für die „Alte Handwerkerstraße“ und die Fachwerkreste alter Häuser in einer alten Halle der Standortverwaltung unterbringen. Doch im vergangenen Jahr bekamen wir die Kündigung. Die Stadt möchte wohl Teile des Geländes kaufen und einige Hallen abreißen.
Wir, aber auch viele andere Gruppierungen vor allem kultureller Art, mussten eine andere Bleibe suchen. Zunächst hatten wir unsere Fachwerkbestände ausgelegt um zu prüfen, was wir eigentlich aus dem Bestand des aufgelösten städtischen Bauhofs an alten Hölzern bekommen hatten. Die Materialien wurden uns damals feucht und schimmelig vor die Halle gekippt, und wir konnten sie zunächst nur erst trocken lagern. Nun aber stellten wir fest, dass von den mit großem Aufwand im ehemaligen Bauhof gelagerten Fachwerkhäusern, es waren zwei sehr kostbare Bauten, uns damals nur noch Reste gebracht worden waren. Dafür fanden wir Teile eines dritten Hauses, die nicht einzuordnen waren. Für diese Reste fanden wir Platz bei unserer Zimmererfirma. Die anderen Materialien konnte wir durch die freundliche Vermittlung von Dr. Lamschus in einer großen Scheune in Häcklingen unterbringen. Dort sind sie für uns auch recht gut erreichbar.
Unser Mitteilungsblatt „Aufrisse“
Mit einiger Regelmäßigkeit schaffen wir es, allmählich unser Mitteilungsblatt jährlich herauszubringen. Wir hatten auch schon mal die Vision zwei Hefte pro Jahr zu schaffen, doch davon mussten wir bald Abschied nehmen. Wir suchen dringend aktive Leute, die hier einsteigen könnten und natürlich Ahnung von journalistischer Arbeit haben müssten. Es gibt rund um den Denkmalschutz und die so wichtige Stadterhaltung eine Fülle von Themen, die zu bearbeiten wären und den Bürgern nahe gebracht werden müssten. Auch für unser Archiv und das Materiallager suchen wir immer Helfer, die uns entlasten könnten. Das wäre sehr hilfreich für unseren Verein. Zuschüsse zu verschiedenen kulturellen und denkmalpflegerischen Maßnahmen Auch im vergangenem Jahr hat der ALA in mehreren Fällen aus seinen Veranstaltungs-Einnahmen Zuschüsse für kulturelle Anlässe gewährt.
- Für die Deckenmalereien im Flügelbau Auf der Altstadt 43 (Eigentümer Blancke)
- Für die Veröffentlichung der Dissertation von Hansjörg Rümelin über die Nikolaikirche
- Für die Innenfenster im Wasserturm
Igelschule in Hagen
Der ALA hat sich an der Restaurierung der Igelschule in Hagen beteiligt. Da die Igelschule weit von der vertrauten Innenstadt in Hagen liegt, war mir zunächst nicht klar, wo diese Schuleeigentlich sei, bis ich bemerkte, dass ich häufig daran vorbeifuhr. Ein Baudenkmal aus der Zeit der Heimatschutzarchitektur,
die in Lüneburg nur noch wenige Beispiele hat. Die Heimatschutzarchitektur entstand am Anfang des 20. Jahrhundert unter Rückgriff auf regionale Bauweisen und Materialien und unter Verzicht auf historisierende Elemente. Man kann sie einen Zweig der entstehenden „Moderne“ nennen. Wichtige Vertreter waren die Architekten Schultze-Naumburg und Heinrich Tessenow. Die Lüneburger Igelschule, die ihren Namen von einem goldenen Igel auf der Wetterfahne bekommen hat, dessen Anfangsbuchstabe stets der erste in der Schulfibel war, ist eine Grundschule, in welcher die Ehefrau unseres A r b e i t s k r e i s L ü n e b u r g e r A l t s t a d t e . V . Schatzmeisters Herr Sellen als Lehrerin gewirkt hatte. Frau Sellen wies vor allem auf den immer trostloseren Zustand des Straßengiebels hin, dessen plastischer Figurenschmuck nur noch aus Holzfragmenten bestand. Es war tatsächlich höchste Zeit, hier etwas zu tun. In guter Zusammenarbeit mit der Stadt gelang es, den Fachwerkgiebel mit allen Schnitzereien zu restaurieren, wobei der Zustand der Figuren bereichsweise eine Erneuerung nötig machte. Wichtig war uns auch die ursprüngliche Farbigkeit wiederherzustellen, die unter vielen späteren Farbfassungen gefunden wurde. Gewöhnungsbedürftig waren einige Texte auf den Fachwerkfeldern, für eine fröhliche damalige Volksschule fast zu düster und ernst. Vielleicht ahnten die Erbauer schon den nahen 1. Weltkrieg. Wir haben die Bedachung nach vorn verlängert, weil die Zerstörungen durch ständige Durchfeuchtung verursacht worden waren. Damit wurde auch der ursprünglichen Zustand des Daches wieder hergestellt. Die Schule hat sich mit einem Schülermalwettbewerb bedankt, sowie uns und die Handwerker zur Preisverleihung eingeladen.
Beiträge für die Zeitschrift „Haus und Hof“
Seit mehreren Jahren schreibe ich in den meisten Ausgaben dieser Zeitschrift über die Vergangenheit unseres Arbeitskreises, so auch im vergangenen Jahr und stelle dabei fest, dass ich manche Aktivitäten fast schon vergessen habe. Erst die intensive Beschäftigung mit den vielen Jahren unseres Kampfes für die Erhaltung unserer Baudenkmäler in unserer alten Stadt macht mir klar, was wir alles erreicht, aber auch verloren haben. Und trotz aller Erfolge ist immer noch vieles in Gefahr, wird immer noch zerstört, häufig auch innerhalb der alten Häuser in der Innenstadt, hinter mancher schönen Fassade ist nur noch Beton, wird immer noch zugunsten des Kommerz ausgekernt und vernichtet. Die jetzige Landesregierung, von der man eigentlich anderes erwartet hätte, hat den Denkmalschutz derart ausgehöhlt, dass dieser kaum noch Einwirkungsmöglichkeiten hat. Initiativen wie der ALA sind deshalb in einer solchen Stadt wie
Lüneburg bitter notwendig und sollten von den Bürgern in jeder Weise unterstützt werden.
Christmarkt bei St. Michaelis
Er ist ein Erfolgsmodell seit Jahrzehnten und immer noch sind Steigerungen drin. Während der städtische Weihnachtsmarkt sich kaum von anderen Veranstaltungen ähnlicher Art unterscheidet und darum für diese alte, schöne Stadt eher eine große Peinlichkeit darstellt, erfreut sich unser historischer Christmarkt immer noch steigernder Beliebtheit. Er gehört ohne Zweifel zu den schönsten Märkten Norddeutschlands.
An den beiden Tagen laufen die erwartungsvollen Besucherscharen fast immer nur Richtung westliche Altstadt, und bei uns herrscht zeitweise wirklich drangvolle Enge. Dem lässt sich aber kaum abhelfen, weil die Michaelis-Kirchengemeinde sich wegen der Parkplätze unnachgiebig zeigt und auch sonst leider immer wieder andere Einwände hat. Dabei ist die Kirche an diesen Tagen voller wirklich begeisterter Menschen, und da sollte man doch eigentlich froh sein.
Diesmal sammelten unsere Stadtknechte eine noch höhere Summe als im Vorjahr, wir waren auch sehr froh darüber, denn es ging um die weitere Finanzierung des Salz-Ewers. Dafür werden wir wohl auch noch in diesem Jahr sammeln müssen.
Für den Vorstand
Curt Pomp
(vorgetragen Mitgliederversammlung vom 24. April 2009)
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