Liebe Leserinnen, liebe Leser,

bei den Streifzügen durch die Innenstadt vergeht einem schnell die Rote-Rosen-Romantik. Immer öfter fragen wir uns: Wie geht man eigentlich mit unseren historisch so wertvollen Häusern um? Wer Lüneburg nur im Fernsehen von seiner Schokoladenseite sieht wird irgendwann in der Realität aufwachen und erschrocken feststellen: Auch unsere denkmalgeschützten Bauwerke haben ein Verfallsdatum und sind irgendwann unwiederbringlich verloren, wenn es so weiter geht:

verramscht – entkernt – verlassen!

Hier 3 Beispiele aus der Lüneburger Innenstadt:

Dieses repräsentative giebelständige Haus in der Fußgängerzone wurde 1620 gebaut und ist weitgehend entkernt worden. Der idyllische Hinterhof wurde überdacht, um die Verkaufsfläche zu erweitern. Der Hofflügel war schön gestaltet mit perlstabgeschmücktem Brüstungsholz und einer kleinformatigen Ziegelmusterung, Muschelrosetten und Eierstabornamenten*. Nur die Außenwände blieben stehen. Innen befinden sich moderne Verkaufs- und Lagerräume.


Beispiel 2: Dieses Haus rechts, 200 m vom Marktplatz entfernt, gehörte einst zum Anwesen der Patrizierfamilie Töbing. Es besitzt rückseitig einen wunderschönen, kaum sichtbaren Giebel aus verschiedenen Formsteinen und einen stark veränderten Hofflügel*. In die mit Eierstabornamenten gezierten Fachwerkbalken wurden mit vielen Nägeln Elektroleitungen befestigt. Die einstige Schönheit des Hauses ist nicht mehr zu erkennen.

Beispiel 3: Von den vielen leerstehenden Geschäften in der Innenstadt habe ich dieses ausgesucht. Weil es mir leidtat. Ich kenne dieses Geschäft als quirlige, lebendige Lokalität, die nie leer stand. Nun ist sie seit langem verlassen. Es soll ja Menschen geben, die sich in Häuser verlieben. Vielleicht hilft hier eine Kontaktanzeige? „Freundliches, zentral gelegenes Haus sucht neue/n Eigentümer/in für langfristige Beziehung. Brauche etwas Zuwendung, da ich schon lange leer stehe. Biete viele Gestaltungsmöglichkeiten und Werkstatt im Innenhof. Bitte nur ernst gemeinte Angebote.“

So, die Trauergedenktage sind vorbei und wir wollen uns erfreulicheren Themen zuwenden (wenngleich die ernsten uns sehr wichtig sind). Unsere ALA-Büromitarbeiterin Britta hatte 2 Führungen durch das ehemalige Schloss, heute Landgericht, organisiert. Herr Dr. Walther Heintzmann hat die Gäste so lebendig in die Vergangenheit entführt, dass man am liebsten „auf dem Pferd nach Hause geritten wäre“ – so ein Teilnehmer. Das heutige Gebäude wurde einst aus 3 Patrizierhäusern zusammengeführt. Einige dieser Räumlichkeiten sind noch im Original erhalten. Für alle, die nicht dabei sein konnten, haben unsere Fotografen Reiner Pohlmann und Christian Lemcke Innenaufnahmen mitgebracht, von denen wir einige im Anhang zeigen.

Da unsere Führungen und Veranstaltungen sehr frequentiert sind planen wir auch für 2024 entsprechende Angebote. Ich möchte euch z. B. gerne mal das Stadtarchiv zeigen. Das ist wirklich sehr spannend, auch für Privatpersonen. Wer Interesse hat, kann dies hier rückmelden, dann organisieren wir das.

In dieser Woche arbeiten wir Ehrenamtlichen alle an der Vorbereitung des Historischen Christmarktes am 02./03.12.23. Waren es beim Martinimarkt in diesem Jahr nur noch 25 Stände dürfen wir beim Christmarkt 66 Händler willkommen heißen! Und es sind Schnee und Frost angekündigt, da wird der Glühwein, die Bratwurst, der Heydeling (Gemüsefrikadelle) und das Schmarzbrot besonders gut schmecken. Und natürlich gibt es auch frisch geröstete Maroni. Dafür suchen wir allerdings noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gerne auch Eltern mit Kindern. Ein schöner warmer Arbeitsplatz erwartet euch. Auch für die Vorbereitung der Maroni am Donnerstag im Kapitelsaal suchen wir noch Helfer*innen (Anlage).

Meine Aufgabe beim Christmarkt ist die Illumination der historischen Ruine des ehemaligen Kapitelsaales des St. Michaelis-Klosters mit hunderten Kerzen. Hier kann man sich ein wenig zurückziehen und Ruhe finden. Die Ruine befindet sich oberhalb der Treppe (Ostseite St. Michaelis-Kirche). Sie ist das einzig verbliebene Zeugnis der großen Klosteranlage von 1376 und war auch Teil der Ritterakademie.

Für Leserinnen und Leser, die sich im Geschenkestress befinden, haben wir ein besonderes Angebot aus unseren eigenen Reihen: Der neue ALA-Kalender ist rechtzeitig fertig geworden. Ein Geschenk von Lüneburgern für Lüneburger und Freunde. Für nur 10,00 € zeigen wir euch die Stadt aus unserer Perspektive. Den Kalender gibt es auf dem Christmarkt am ALA-Infostand oder mittwochs 14-16:00 Uhr im ALA-Büro (Eingang Neue Straße). Bei Versand kommt noch 1,60 € Porto dazu.

Und hier noch ein Tipp für die, die Weihnachten noch nicht festgelegt sind: Auf dem „Hof an den Teichen“ gibt es einen „Heilig Abend für alle Generationen“ um 14:30 Uhr. Ich war im letzten Jahr dort und habe wie alle ca. 600 Besucher in der großen Feldscheune gesessen. Bei Schafen, Ziegen und munteren Schweinen. Ein Tummelplatz für Kinder, die herumsausen können. Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle haben genug Platz und man kann auch mal zu spät kommen. Ob man dann aber noch einen Sitzplatz ergattert? Die Tiere haben entspannt zugehört, viele Engel in weißen (Braut-)kleidern flatterten herum und natürlich waren auch Hirten da. Verboten ist allerdings, sich wegen der Kälte in die Schafherde zu kuscheln. Also: Warm anziehen und sich von der Frohen Botschaft und den vielen Gästen aufwärmen lassen…

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine schöne Vorweihnachtszeit.
Neue Stadtgeschichten folgen irgendwann im Dezember.

Herzliche Grüße von

MagdalenaDeutschmann, (ALA und stadtgeschichten@alaev-lueneburg.de )

*= Die historischen Angaben wurden dem Buch „Baudenkmale in Niedersachsen – Hansestadt Lüneburg“ von Doris Böker) entnommen.

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