Liebe Leserinnen und liebe Leser,

wie lange ist es her, dass Sie staunend vor einem Gebäude standen und dachten: Ist das schön! Und Sie hielten einen Moment inne und betrachteten das Haus und staunten über die Handwerkskunst, kleine Verzierungen, Ziegelmuster, Schnitzereien oder eine harmonische Gestaltung. Schönheit tut der Seele gut. Die Touristen machen es uns vor: Sie bummeln ganz langsam durch die Gassen, verweilen immer wieder, um die Gebäude zu betrachten. Schauen ins Handy, ob sie Informationen über die Straße und über die Zeit finden, in der die Häuser gebaut wurden. Sie genießen die Umgebung und machen Fotos. Was für uns alltäglich ist, ist für sie etwas Besonderes.

Machen Sie nach Dienstschluss oder einfach so in der Adventszeit doch einmal einen Spaziergang durch das Michaelisviertel. Viele Bewohner schmücken ihre Fenster, es ist wohltuend ruhig. Schönheit tut unserer Seele gut.

Die romantischen Zeiten sind allerdings vorbei. Heutzutage muss alles schnell gehen, besonders der Wohnungsbau. Keine Zeit für Schnickschnack und Verzierungen: Quadratisch – praktisch – gut muss reichen. Man kann es sich ja drinnen gemütlich machen. Und Schönheit ist jederzeit in den Medien verfügbar. Wir sind ja nicht mehr im Mittelalter…

Tiefstes Mittelalter erlebten wir auf 2 Führungen, von denen ich kurz berichten möchte: Unser Arbeitskreis Lüneburger Altstadt durfte sich vor Ort über den Stand der Restaurierungsarbeiten im Rathaus in den Gewölben unter dem Gewandhaus informieren. Uns wurden auch die Planungen für den kleinen Innenhof hinter der Tourist-Information vorgestellt. Hierzu wurde in Lüneburg aktuell ein kurzer Film veröffentlicht:

https://www.lueneburgaktuell.de/artikel/video-die-toiletten-im-rathaus-sollen-wieder-oeffnen-nach-acht-jahren

Dipl.-Ing. Frieder Küpker zeigte uns, wie marode das Mauerwerk war und wie schwierig es gewesen ist, die Gewölbe wieder in eine stabile Lage zu bringen. Wir erfuhren auch, wie verletzend es sein kann, wenn immer nur über die Zeitverzögerungen bei den Bauarbeiten berichtet wird, die ja ohne eigenes Verschulden entstanden sind. Lüneburg besitzt eben  sehr fragile Kostbarkeiten, die nur durch größte Fachkenntnisse und Sorgfalt erhalten werden können. Und das kostet Zeit und Geduld.

Sehr erfreulich die Pläne für eine kleine Oase, die in einem Hof hinter der Tourist-Information entsteht. Bänke und Grünfläche sind dann nur ein paar Schritte vom Marktplatz entfernt und sollen ab Sommer 2025 für Besucher tagsüber geöffnet sein. Von dort hat man einen freien Blick auf die wunderschöne Backstein-Außenwand des Haupthauses. Weiter erfuhren wir auch vom Einbau eines Fahrstuhls im Rathaus und weiteren behindertengerechten Maßnahmen, die in Arbeit sind. In den Räumen der ehemaligen WC-Anlage soll es wechselnde Ausstellungen geben.                                       

Wer wie ich den Brand im Heiligengeiststift in der Nachbarschaft miterlebt hat (2019), erinnert sich an den Rauch über der ganzen Altstadt, die unendliche Folge von Blaulichtern der Feuerwehren und Polizeiwagen, die Flammen, die aus dem Dachstuhl schlugen und später das Gerippe der verkohlten Balken des einst so eindrucksvollen Gebäudes. Viele von uns dachten, dass hier nichts mehr zu retten sei. Nun durften wir 5 Jahre später das wieder aufgebaute Gebäude bewundern und sind dankbar, dass der Charakter des Hauses erhalten werden konnte. Auch hierzu einige Impressionen: https://www.lueneburgaktuell.de/artikel/rueckkehrinsmodernisiertemittelalter/  Architektin Eva Westphal und Bauingenieurin Lena Westermann zeigten uns einige der 13 Wohnungen, die nun wieder für Menschen mit geringem Einkommen zur Verfügung stehen (Wohnberechtigungsschein). Noch gut erkennbar die einstigen Bettenkammern, in denen Alte und Kranke im Mittelalter gelebt haben. Sie waren ca. 10 m2 groß. Für die heutigen Wohnungen wurden 3-5 solcher Kammern verbunden und sind nun mit Bad und Küche auf neuestem Standard. Ehemalige Bewohner werden wieder einziehen, es sind aber auch noch Wohnungen frei!

Sie erhalten diesen Rundbrief zu Beginn der Adventszeit und vielleicht ist Ihnen noch gar nicht danach zumute. Das können Sie ändern, denn wir bieten in den nächsten 3 Wochen 4 Veranstaltungen an, die behutsam auf das Fest vorbereiten: Am 05.12.24 ab 17:00 Uhr laden wir ein zum „Maroni-Abend“ in unseren schönen Kapitelsaal (Anlage). Hier werden wir säckeweise Maronis für die Röstung vorbereiten, dazu gibt es Kekse, Glühwein und Alkoholfreies. Jeder kann kommen (Anlage).

Wer von der Nüchternheit seiner Umgebung oder von der Reizüberflutung in der Innenstadt genug hat, oder wer Geschenke sucht, die es bei Amazon, temu usw. nicht gibt, der sollte sich am 07. Und 08.12.24 auf den Weg zur Michaeliskirche machen. Auf unserem Historischen Christmarkt erwarten Sie Kerzenschein, Händler und Mitwirkende in Gewändern der Renaissance und – WIR.

Wir Altstadtfreundinnen und -Freunde, die dieses Fest in Ihrer Freizeit für die Lüneburger und Gäste gestalten. Und sich über jeden Gast freuen. Weihnachtsmuffel können sich gerne bei mir melden. Ich suche noch jemanden, der mir beim Kerzen anzünden in der Ruine hinter der Kirche hilft. Nach der hundertsten Kerze wird auch dem Härtesten warm ums Herz… Anmeldung siehe unten.

Alle Kerzenanzünder und die, die beim Christmarkt geholfen haben, treffen sich am 12.12.24 ab 19:00 Uhr zum Helfertreffen, wo wir alle übrig gebliebenen Bratwürste, Heydelinge, Glühweine und Säfte aufbrauchen wollen. Es soll ja nichts zu lange lagern. Vielleicht gucken wir auch noch Fotos vom Christmarkt. – Wer es eher besinnlich liebt, der ist herzlich eingeladen zum Lebendigen Adventskalender, der in diesem Jahr zum ersten Mal im ALA-Kapitelsaal stattfindet. Termin ist der 18.12.24 um 18:00 Uhr. – Zum Thema Geschenke am Schluss noch eine Überraschung:   Wir alle haben bereits ein großes Geschenk bekommen. Von der Stadt Lüneburg! Wir hatten es uns lange gewünscht: Ein Innenstadtbüro für unsere Anliegen (Dialograum ). Nun ist es in der Grapengießerstraße Nr. 47 eröffnet und wartet auf Besucher*innen. Also, wickeln Sie das Geschenk aus und schauen Sie nach, was wirklich drin ist. Wer es bis Weihnachten nicht schafft, dem erzähle ich von dem Inhalt in den nächsten Stadtgeschichten…

Herzliche Grüße

Magdalena Deutschmann

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