„So schön ist ein Herbsturlaub in Deutschland“:

„Lüneburg besitzt eine der schönsten Altstädte Deutschlands und lockt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Ein Ausflug in die wunderschöne Stadt ist bei einem Herbsturlaub in Deutschland ein absolutes Highlight“. (Angefügt dieses Foto).

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dass dieser Text nicht vom ALA stammt, haben Sie sich sicher schon gedacht. Er stand im Internetportal am 23.09.24 von wetteronline.de. Immer wieder findet man in Reisetipps den Hinweis auf „eine der schönsten Städte Deutschlands – Lüneburg“. Natürlich freut man sich als Lüneburger ein wenig über das Lob. Der ALA ist aber nicht dazu da, noch mehr Touristen in die Stadt zu locken. Wir wollen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern hinter die Kulissen schauen und auch an die Ränder der Stadt und dahin, wo es nicht so idyllisch ist. Oder doch?

Immer neue Geschäftsaufgaben bedrücken beim Gang durch das Zentrum. Hier die neuesten Hinweisschilder:

Grapengießerstraße – Bäckerstraße Obere – Ohlingerstraße

Es tut dann richtig weh, wenn auch alte Traditionsgeschäfte betroffen sind. Also – kaufen sie dort doch noch einmal etwas ein, bevor es zu spät ist (Februar 2025) und wieder ein Stück altes Lüneburg der Vergangenheit angehört.

Den traurigen Nachrichten wollen wir auch Mut machendes entgegensetzen. In der Grapengießerstraße Nr. 47 entsteht ein „Dialograum“ für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Dort können wir unsere Anliegen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung persönlich vortragen. Die Eröffnung ist für November 2024 geplant.

Und noch ein mutiges Projekt: Weil im Stadtteil Neu Hagen ein Bäcker schmerzlich vermisst wird haben die Bewohner die Initiative ergriffen. Ab dem 19. Oktober wird jeden Samstag und Sonntag zwischen 8 – 11:00 Uhr vor dem Brauhaus Nolte, Dahlenburger Landstraße 105, ein Verkaufswagen von Bäcker Hesse mit Backwaren stehen. Es gibt also dort am Wochenende wieder frische Brötchen zum Frühstück und auch Brot und Kuchen. Es wäre toll, wenn dieses Experiment gelingt und die Nachfrage so groß ist, dass das Angebot auf Dauer bestehen bleiben kann. Fahren, radeln oder gehen Sie dort doch mal vorbei. Ein Bäcker vor Ort ist ja immer auch ein Stück Lebensqualität…  

Nicht nur der Einzelhandel leidet unter der Konkurrenz im Internet. Es gibt nicht nur immer mehr leerstehende Geschäfte, sondern auch immer mehr leerstehende Kirchen. Das Angebot von online-Gottesdiensten, von online-Seelsorge, online-Segnungen und online-Beichte ist groß. Die Ruhestandswelle unter den Pastor*innen und eine Austrittwelle von Mitgliedern zwingt auch unseren Kirchenkreis Lüneburg zum Handeln. Große Kirchengemeinden werden zusammengelegt, kleine Kirchengemeinden werden größeren zugeordnet. Mittlerweile werden Kirchen bundesweit entwidmet, als Immobilien verkauft oder sogar als Gaststätte, Diskothek, Lager für Landmaschinen oder auch als Ferienwohnung genutzt. Kürzlich erhielt ich eine Postkarte von Angehörigen, die in Thüringen unter einer Orgel geschlafen haben…

Wo der Respekt vor dem Heiligen schwindet, schwindet auch der Respekt vor staatlichen Insitutionen, vor ehrenamtlichen Helfern und vor historischen Bauwerken. So wurde unser Kran nach der Beseitigung der letzten Vandalismusschäden wieder mit Graffiti besprüht und ein historisch sehr wertvolles Stinthaus mit gelber Farbe verschandelt.

Und mein ehemaliges Wohnzimmerfenster sieht heute so aus:  Da blutet einem das Herz. Das Witzendorffhaus von 1537, Im Wendischen Dorfe Nr. 27 im Wasserviertel, verfällt immer mehr und ich hoffe immer noch auf einen Investor, der die darin verborgenen Schätze erkennt und zu heben versteht. Es war mal ein schönes Haus, das sogar von Lyonel Feininger gemalt wurde.

Die Lüneburger*innen lassen sich nicht so schnell unterkriegen. Aus der Paul-Gerhard-Kirche wurde das „Paul-Gerhard-Haus“, das ich ihnen bei unserer nächsten Führung „Neu Hagen – neu Erleben“ am 17.10.24 vorstellen werde (Einladung angefügt). Stadtteilmanager Simon Tipke, Carsten Nolte vom Brauhaus und ich laden Sie herzlich ein zu einer Zeitreise durch die letzten Jahrzehnte eines den meisten unbekannten Viertels. Unser Rundgang beginnt um 17:00 Uhr vor dem Brauhaus Nolte.

Einladen möchte ich auch zu einem Ausflug nach Rettmer. Auf dem „Hof an den Teichen“ findet am Sonntag, dem 06.10.24 ab 11:00 Uhr das Apfelfest des Lüneburger Streuobstwiesenvereins statt. Hier können Sie die alten Apfelsorten unserer Region kennen lernen und an vielen Infoständen und auf dem herrlichen Gelände Erntedank feiern.

Zum Schluss möchte ich wieder an den Anfang zurückkehren: „Lüneburg ist eine wunderschöne Stadt“. Wer am „Erlebnis-Sonntag“ in der Innenstadt unterwegs war, konnte dies genießen. Musik an allen Ecken und Enden, volle Lokale mit Außengastronomie, eine Ehrenamtsbörse mit großer Beteiligung auf dem Markt und viele entspannte Kunden, Gäste, Lüneburger. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen Goldenen Oktober und verbleibe bis dahin mit herzlichen Grüßen

Magdalena Deutschmann

ALA-Stadtgeschichten

stadtgeschichten@alaev-lueneburg.de

No responses yet