Liebe Leserinnen, liebe Leser,

unser Lüneburg von oben betrachtet – wie hier aus dem Riesenrad – ist alles andere als ein verschlafenes Provinzstädchen. Besonders Am Sande pulsiert das Leben und das war schon immer so. Diesen Platz zu beruhigen und zu begrünen beflügelt momentan die Fantasie von Stadtverwaltung, Klimaentscheid und der Denkfabrik Reinventing Society. Denn der Sande gehört zu den Hotspots in der Stadt, die definitiv im Sommer zu heiß sind; nämlich bis zu + 9 C wärmer als in den Randgebieten.

In der Vergangenheit wurden Grünflächen und Gärten in der Innenstadt vielen Baumaßnahmen geopfert oder in Parkplätze umgewandelt. Parkplätze, die teilweise heute gar nicht mehr benutzt werden. Auf eine Anfrage „Dürfen gar nicht genutzte Parkflächen entsiegelt und begrünt werden?“ antwortet die Stadtverwaltung positiv: „Das Entsiegeln von Stellplätzen und Innenhöfen sowie die Begrünung sind als Maßnahmen zur Reduzierung der Hitzebelastung nötig. Bereits auf kleinstem Raum kann durch Entsiegelung, Verschattung und Innenhofbegrünung eine Abkühlung erreicht werden.“ ( Doreen Braun, Bauaufsicht/Untere Denkmalschutzbehörde). Das fehlende Grün und fehlende Spielmöglichkeiten in den Hinterhöfen haben offensichtlich auch Familien mit Kindern bewogen, lieber an den Stadtrand zu ziehen. Im Bereich Altstadt wohnen nach der neuesten Statistik (09.01.24) 3401 Ledige und nur 1281 Verheiratete. Und auch Interessant: Die Altstadt hat von 1974 – 2024 1022 Bewohner*innen verloren obwohl die Bevölkerung Lüneburgs im gleichen Zeitraum um 14 613 Bewohner*innen gewachsen ist. Theoretisch müssten also die Wohnungen von den abgewanderten 1022 Altstadtbewohnern leer stehen. Dieser Leerstand steht im krassen Widerspruch zu der allseits beklagten Wohnraumnot. „Offensichtlich kann es für Immobilieneigentümer lohnenswerter sein, die Immobilie aufgrund von steuerrechtlichen Vorteilen leer stehen zu lassen“ (LZ-Interview mit Finn Kubisch, Strategie Innenstadtentwicklung). Nun denn – alles, was wir zu kritisieren haben, können wir bis zum 31.03.24 beim Bürgerverein melden ( mail@buergerverein-lueneburg.de ) und dieser veröffentlicht es in der Rot-Blau-Weißen Mappe. Die Stellungnahmen der Stadt können Sie nachlesen.


Wichtig: Auch Lob und Verbesserungsvorschläge sind in der Rot-Blau-Weißen Mappe willkommen und werden abgedruckt. Ich lobe regelmäßig die AGL, die sich immer bemüht, unsere Innenstadt durch Bepflanzung mit Blumen und schöne Gestaltung in den Fußgängerzonen freundlicher und lebendiger zu machen. Leider ist es für die AGL schwierig, es allen recht zu machen. Die bienenfreundlichen Pflanzen werden als hässliches Gestrüpp reklamiert (Leserbriefe) und bepflanzt man es traditionell und bunt beschweren sich die Ökos, dass die Blumen nicht insektenfreundlich seien. Und egal, wie die AGL sich bemüht – die Vandalen zerstören nach kurzer Zeit, was uns erfreuen sollte. Das fehlen3 „Angefügtes Beispiel links aus der Grapengießerstraße zeigt, dass nicht nur die Pflanzen herausgerissen werden sondern auch Müll und Zigaretten gerne in den Blumenkübeln entsorgt werden. Dies war wirklich anfangs eine sehr schöne Bepflanzung. Danke AGL. Ihr versucht es immer wieder… (siehe rechts, es blüht An den Brodbänken).

Auch in Sachen Leerstand von Geschäften lohnt sich vielleicht einmal ein Perspektivwechsel. Nicht sich lähmen lassen durch die Verödung der Innenstadt sondern schauen, wo es gut läuft oder wo es aufwärts geht. Unsere alten Dias aus den siebziger Jahren zeigen uns, was sich im Laufe der Zeit verbessert hat. Als Beispiel hier die Straße „Am Berge“, die lange nur als stark vom Verkehr frequentierte Verbindungsstraße zum Wasserviertel wahrgenommen wurde. Durch die teilweise Verkehrsberuhigung hatten die vielen kleinen Einzelhändler mehr Spielraum, den sie auch nutzen. Im Sommer lädt eine gemütliche Grünoase zum Verweilen ein. Mit Bratwurst, Eintopf, Kaffee und Gebäck und reichlich Schokolade ist man auf wenigen Metern sehr gut verpflegt und kann sich von der rush-our in der Bäckerstraße ein wenig erholen.

Ähnlich im Aufblühen befindet sich die Straße „An den Brodbänken / Rosenstraße“. Hier haben aufwändige Restaurierungen zweier historischer Häuser wesentlich dazu beigetragen, diese Straße aufzuwerten. Eine gute Mischung des Angebotes in den Läden und Cafés / Restaurants laden zum Verweilen ein. Hier gibt es keinen Leerstand. Einige Häuser sind mit Rosen geschmückt, die sorgfältig gepflegt werden. So geht es also auch.

Für hoffentlich Viele ebenfalls eine gute Nachricht: Wir wiederholen unseren Quartiersabend Sandviertel „Wohnen zwischen Kirche und Kommerz“ und laden für den 19.04.24 um 18:30 Uhr nochmals ins Brömse-Haus herzlich ein (Anlage, Anmeldung hier), damit auch diejenigen kommen können, die beim letzten Mal keinen Platz mehr bekommen haben oder verhindert waren. Neu als Zeitzeuge ist diesmal der Fotograf Karl-Eckhard Gieseking. Er gehörte 1978 zur Hausbesetzer-WG in der Heiligengeiststraße.
Weiter bereiten wir unsere große Ausstellung „50 Jahre ALA Lüneburg“ im Heinrich-Heine-Haus vom 15.06.- 08.07.24 vor. Dort zeigen wir u. a. auch Fotos aus den Quartiersabenden. Vorankündigen möchte ich ebenfalls eine Führung am 22.08.24 um 17:00 Uhr mit dem Thema „Kindheit im Schatten der Schlieffenkaserne – Erinnerungen aus den sechziger Jahren in Neu Hagen“, eine Kooperation mit dem Quartiersmanager des Hanseviertels Max Werner. Anmelden kann man sich hierfür auch bei den stadtgeschichten@alaev-lueneburg.de

Da diesmal das Thema „Innenstadtbegrünung“ im Vordergrund stand will ich mit gutem Beispiel vorangehen. Ich fange klein an und begrüne meine Leserinnen und Leser mit einem Blumenstrauß. Wählen Sie sich unten den schönsten aus. Ein kleiner Vorgeschmack auf den kommenden Frühling. Es geht aufwärts…
In diesem Sinne Ihnen allen eine besinnliche Passionszeit und danach ein frohes Osterfest. Im April hören wir wieder voneinander
Magdalena Deutschmann
Arbeitskreis Lüneburger Altstadt e. V.
Untere Ohlingerstraße 7
21335 Lüneburg
stadtgeschichten@alaev-lueneburg.de
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