Liebe Leserinnen, liebe Leser,
heute erzähle ich Ihnen eine Stadtgeschichte, die mich persönlich sehr berührt hat: Vor einigen Tagen erhielt ich eine Nachricht vom Fotografen Hajo Boldt. Von einem Sammler aus Harburg seien ihm Unterlagen aus den Jahren 1945-1949 angeboten worden. Sie waren ausgestellt auf den Namen Deutschmann. Originaldokumente von Behörden aus den ersten Jahren meiner Eltern in Lüneburg. Unter anderem erfuhr ich etwas darüber, wie „Heimatvertriebene“ in Lüneburg untergebracht wurden. Hier der Originaltext vom Wohnungsamt Lüneburg von 1947 an eine Wohnungsinhaberin im Haus Heiligengeiststraße Nr. 19:

Beschlagnahme und Einweisungsverfügung

„Durch unseren Wohnungsprüfer ist festgestellt, daß in Ihrer Wohnung 1 Zimmer frei ist und belegt werden kann. Die Beschlagnahme des Zimmers wird hiermit bestätigt. Das Zimmer wird zugewiesen Herrn Deutschmann. Außerdem werden die in dem Zimmer vorhandenen Gegenstände beschlagnahmt…Küchenbenutzung ist dem Mieter zu gestatten…Kellerräume sind dem Mieter zur Mitbenutzung zur Verfügung zu stellen…Vermieterin und Mieter sind verpflichtet, die Vermietung gemäß einer Anordnung vom 30.03.1945 binnen einer Woche anzumelden.“ Meine Eltern haben dann noch bis 1949 in diesem Zimmer unterm Dach gewohnt, meine Schwester wurde dort geboren. Wer wissen möchte, wie die Geschichte weiter ging: Ich mache am 22.08.24 eine Führung mit dem Thema „Aufgewachsen im Schatten der Schlieffenkaserne“ für das Quartier Hanseviertel/Neu Hagen.

Bei einem ALA-Quartiersabend habe ich den Quartiersmanager des Hanseviertels Max Werner kennen gelernt. Ebenso Carsten Nolte vom „Brauhaus Nolte“ in Neu Hagen. Daraus braut sich nun etwas zusammen: Wir haben 3 gemeinsame Veranstaltungen in Neu Hagen geplant: Führung Vergangenheit (22.08.24), Führung Gegenwart (17.10.24), Quartiersabend Zukunft (mit Studenten und Zeitzeugen im „Nolte“). Heute erhielt ich die Nachricht von Quartiersmanager Simon Tipke (Neu Hagen), dass auch er mit dabei sein wird. Ich halte Sie per Rundbrief auf dem Laufenden.

Um auch einmal die Situation von Bewohnerinnen und Bewohnern im Hanseviertel kennen zu lernen, habe ich an einer „Erkundungstour“ von Max Werner teilgenommen. Schnell kamen in der Gruppe Probleme zur Sprache: „Es ist einfach nichts los in dem Viertel, es wird nichts angeboten, wo man mal hingehen kann, es gibt keinen Treffpunkt, kein Lokal, keine Kneipe, in der man mal gemütlich zusammen sein kann“ – so der Tenor. Irgendwie scheint alles sehr anonym zu sein, fehlende Nachbarschaftskontakte und Einsamkeit werden beklagt. Genau das krasse Gegenteil sind die Probleme der Innenstadtbewohner:

Die Touristen belagern die Sehenswürdigkeiten, Cafés und Restaurants, es ist laut, es ist eng, im Sommer ist es zu heiß, Grünflächen, Kinderspielmöglichkeiten und Parkplätze fehlen. Viele wohnen in denkmalgeschützten Häusern mit sehr eingeschränktem Komfort. Jedoch stehen im Stadtzentrum Handel und Tourismus an erster Stelle. Ein Stadteilmanagement für die Bewohnerinnen und Bewohner von Markt-, Sand-, Wasserviertel und westlicher Altstadt fehlt.
Wir haben in 10 Stadtteilen Lüneburgs Quartiersbüros und Quartiersmanager*innen, deren Aufgabe es ist “ Information und Beteiligung der Anwohner sowie die Aktivierung von Engagement für den Stadtteil.“ (laut Wikipedia). Sie organisieren Stadtteilfeste, Flohmärkte, Führungen, Angebote für Kinder und Senioren und Vieles mehr. Übrigens eine freiwillige Leistung der Stadt und eine Mammutaufgabe für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort!

Nach Beendigung unserer Jubiläumsausstellung „50 Jahre ALA“ möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die uns im Heinrich-Heine-Haus besucht haben und in vieler Weise ihr Interesse und ihre Wertschätzung zum Ausdruck gebracht haben. Das hat uns in unserer Arbeit sehr ermutigt. An manchen Tagen hatten wir über 250 Besucher! Wer nicht kommen konnte hat evtl. die Möglichkeit, Teile der Ausstellung noch bei der Handwerkerstraße am 07./08.09.24 anzuschauen.

Bei der Handwerkerstraße können Sie uns im Kostüm und Handwerker in Aktion erleben. 60 Stände werden aufgebaut sein. Dazu gibt es auch Musik und Tanz, Kinderspiele und in der Lateinschule bekommen Sie einen Einblick in das Bildungswesen des Mittelalters. Wir würden uns über weitere Handwerkerinnen und Handwerker freuen. Ein Schuster und ein Uhrmacher wären toll!
Übrigens: Die Handwerkerstraße und der Historische Christmarkt werden von uns komplett ehrenamtlich organisiert. Man kann auch ohne ALA-Mitgliedschaft und Vorkenntnisse einfach mal für 4 Stunden im Kostüm mitarbeiten.

Ich selber verkaufe dort historische Obstsorten, Fruchtsäfte, leckere Buchteln und vielleicht auch historische Gemüsesorten in der Straße „Auf dem Meere“. Unterstützt sicher von vielen Kindern der Heiligengeistschule, die auch gerne mal die Kassenführung übernehmen. Wir alle freuen uns jetzt schon darauf.
Zu guter Letzt noch für die, die gerne mal bei einem guten Getränk in netter Gesellschaft in gemütlichem Ambiente Gemeinschaft genießen möchten: Unser ALA-Stammtisch findet wieder am Donnerstag, dem 01.08.24 um 19:00 Uhr im Kapitelsaal hinter der Michaeliskirche statt. Dazu sind Sie auch hier herzlich willkommen.
Herzliche Grüße und bis zum nächsten Mal!
Magdalena Deutschmann
stadtgeschichten@alaev-lueneburg.de
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