Liebe Leserinnen, liebe Leser,

heute, am 27. Januar, lag schon fast ein wenig Frühling in der Luft. Und tatsächlich zog eine Schar Kraniche über die Stadt hinweg in Richtung Elbe. Der Grund, warum ich am Stint war – ich wollte mich von der Weide verabschieden und ihren Anblick noch einmal genießen. Sie wird kommende Woche gefällt. Das Hafenpanorama ohne große Weide – kaum vorstellbar…
Wie gut, dass unsere alten Häuser eine längere Lebensdauer haben. Bis zu 600 Jahre sind sie unserer Stadt erhalten geblieben, haben Kriege überstanden und tausende von Menschen beherbergt. Wie lange sie noch bleiben liegt in unseren Händen. Man kann einem alten Haus ansehen, in was für Hände es gekommen ist. Wird es wertgeschätzt, gepflegt und geschützt oder wird es seiner Würde beraubt, entkernt und vernachlässigt? Oder ganz vergessen? „Von unseren einst 2200 Baudenkmalen sind nur noch 600 in der Altstadt erhalten“ (Curt Pomp 1979). Und auch diese stören noch, wenn es um Modernisierung und Expandierung geht.

Ein als Wohnhaus im 16. Jahrhundert errichtetes Gebäude lässt sich nicht so einfach in einen Supermarkt oder eine Drogerie verwandeln. Aber was nicht passt, wird eben passend gemacht. Oder gleich ganz abgerissen. Mehr dazu im nächsten Quartiersabend am 23.02.24.
Unsere Einladungen zu den Quartiersabenden verteilen wir überwiegend in Papierform in die Geschäfte des Quartiers und an Bewohner*innen der Häuser, die wir an dem Abend zeigen. Dabei macht man interessante Erfahrungen. Es gibt zum Beispiel einen großen Unterschied zwischen den Läden von Handelsketten und den inhabergeführten Geschäften. In den „Kettenläden“ löste unsere Einladung eher Verunsicherung oder auch Skepsis aus. Man wolle es an die Geschäftsführung weiterleiten. Die Frage nach dem Alter des Geschäftshauses konnte niemand beantworten. Ganz anders die Reaktion in den „Gelbe-Leiter-Läden“. Der Inhaber eines Geschäftes, das 1902 (!) gegründet wurde erzählte, dass sie zunächst mit der Herstellung und dem Verkauf von Regenschirmen begonnen haben. Ein anderer Kaufmann konnte die gesamte Geschichte seines Hauses wiedergeben und lud uns ein, auch die Rückfront anzuschauen.

Eine Mitarbeiterin in einem kleinen Geschäft zeigte mir historische Aufnahmen aus ihrer Straße, die sie von einer Kundin bekommen hat. Da habe ich mich sehr gefreut. In einem Lokal fragte man nach historischen Aufnahmen ihres Hauses. Sie hätten leider gar nichts. Ich habe Dias – sie zeigen das Haus abgebrannt. Aber auch einiges Schöne. Also haben wir uns noch mal verabredet.

Bei anderen Kontakten bestätigten mir die Bewohner*innen den schlechten Zustand der Wohnungen im Quartier und dass das Geld für denkmalgerechte Sanierung fehlt. Und dass so viele Wohnungen leer stehen und verfallen. In den Werbevideos über Lüneburg wird von „Wohnen in märchenhafter Kulisse“ gesprochen. Solange man nicht hinter die Kulissen schaut mag man das noch glauben. Aber es gibt auch noch eine andere Wahrheit.
Im Sand- und im Marktviertel gibt es noch eine Fülle von Traditionsgeschäften, die schon 80 – 100 Jahre in Lüneburg (über-) leben. Wir sollten denen, die diese Tradition aufrechterhalten, gut zuhören. Was ist das Geheimnis ihres Erfolges? An ausgefeilten Werbestrategien und toller Internetpräsenz kann es nicht liegen. Oftmals haben sie gar keine Internetseite. Als ich anbot, etwas zu mailen, bot man mir in einem Geschäft das Faxgerät an…
Mittlerweile habe ich schon 15 Hundertjährige Läden ausfindig gemacht und würde gerne mit ihnen einen Quartiersabend gestalten, an dem wir ihnen zuhören und vielleicht auch alte Fotos anschauen können. Ich bin dankbar über weitere Hinweise auf alte Betriebe. Das sind ja Schätze in unserer Stadt, die vielen gar nicht bewusst sind.
Allerdings ist nach dem Quartiersabend für mich erst einmal Schluss mit solchen Angeboten. Wir haben 2024 drei große Veranstaltungen zu organisieren, die uns Ehrenamtlichen einiges abverlangen: Unsere große Jubiläumsausstellung „50 Jahre ALA“ im Heinrich-Heine-Haus, die Handwerkerstraße im September und der Historische Christmarkt im Dezember. Hier freuen wir uns natürlich über Helferinnen und Helfer. Gerne auch einfach mal für 4 Stunden Infostandbetreuung bei der Ausstellung, da ist wirklich nicht viel zu tun und wir können unsere Öffnungszeiten erweitern (15.06. – 08.07.24). Für unsere Handwerkerstraße suchen wir noch Handwerker*innen, die ihr Handwerk auch zeigen können (alles ohne Strom). Ein Schuster wäre zum Beispiel toll! Ich werde wieder meine historischen Obstsorten anbieten.

Anbieten können wir auch noch einige unserer schönen ALA-Kalender, die wir jetzt für 7,00 € statt 10,00 € abgeben. Da stehen auch immer alle Termine von unseren Veranstaltungen drin. Und Erläuterungen zu den Fotos. Könnt ihr hier einfach per Mail bestellen. Den Innenstadtbewohner*innen werden sie mit dem Fahrrad zugestellt, sonst per Post. Oder einfach mittwochsnachmittags im ALA-Büro abholen (14-16:00). Unser Innenstadtbüro ist so schön (das ehemalige Büro von Curt Pomp!), da lohnt sich auch mal ein Abstecher in die Altstadt…
Es ist Sonntag und ich wünsche den lieben Leserinnen und Lesern noch eine gute, erholsame Zeit und viel Freude mit der Lektüre.
Sicher sehen wir uns beim Quartiersabend am 23.02.24 im Brömsehaus (nur mit Anmeldung).
Herzlicher Gruß
Magdalena Deutschmann
ALA-Büro: Untere Ohlingerstraße 7
Eingang Neue Straße
21335 Lüneburg,
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