Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nicht alle Mitglieder des ALA wohnen in der Altstadt und nicht alle Leserinnen und Leser kommen aus Lüneburg. Deshalb schauen wir heute ein wenig über den Tellerrand und verlassen die romantische Altstadt. Es gibt in Lüneburg eine Beliebtheitsskala unter den einzelnen Stadtteilen. Hohes Ansehen genießen zum Beispiel Wilschenbruch, das Rote Feld, Bockelsberg Ost, Oedeme, Rettmer, Hanseviertel und Ilmenaugarten.

Sicher mit am unteren Ende befindet sich der flächenmäßig größte Stadtteil Lüneburgs „Neu Hagen“. Im Mittelalter war hier der städtische Richtplatz, der Galgenberg – noch heute so benannt. Später bildeten die beiden großen Kasernen mit tausenden von Soldaten einen Schwer-punkt. Die Firma Scheidemandel Knochenleimfabrik an der Dahlenburger Landstraße (heute BBS) verpestete die Stadt, wenn der Wind ungünstig stand und weiter ostwärts war unsere Welt zu Ende und wir standen vor der Zonengrenze mit Wachtürmen und Grenzpatroullien. Das hat sich eingeprägt und verfestigt. Ich habe in der Innenstadt nach Neu Hagen gefragt. Viele konnten es gar nicht lokalisieren. Fast alle verbanden den Stadtteil mit der Schlieffenkaserne. Dass auch das Hanseviertel zu Neu Hagen gehört, war den dortigen Bewohnern nicht bewusst.

Auf einer Erkundungstour durch den alten Teil Neu Hagens (mit „Schützenplatz“), der um die Jahrhundertwende gebaut wurde, haben wir viel Unbekanntes entdeckt. Zum Beispiel dieses bunte Haus oben links. Spangenbergstraße, Gellerstraße und Blumenstraße luden zum Bummeln ein. Der Straßenlärm von Bleckeder Landstraße und Dahlenburger Landstraße war hier kaum hörbar. Kleine Doppelhäuser mit blumengeschmückten Vorgärten und Stallungen hinterm Haus sind erhalten geblieben. Als letzter Zeitzeuge hat die über 100 Jahre alte Gaststätte „Hackbarth’s Eck“ überlebt.

Am 17.10.24 wird mit dem „HaLo“ Neu Hagen, Carsten Nolte von der Gasthausbrauerei Nolte und mir ein zweiter Rundgang durch das neue „Neu Hagen“ angeboten. Sicher auch mit einigen Überraschungen. Interessent*innen sende ich gerne eine Einladung per Mail.

In Richtung Neu Hagen kam ich an einem Geschäft im Wasserviertel vorbei, das viele von Ihnen auf dem Weg zum Bahnhof sicher schon gesehen haben. Es existiert Am Werder schon seit 13 Jahren. Auch dieses Geschäft wird jetzt geschlossen. Mit dem Inhaber hatte ich ein längeres Gespräch. Er geht nicht lautlos sondern hat seine Gründe für die Schließung, seinen Frust und seine Enttäuschung auf einem Aushang im Schaufenster kund getan. Ich habe Ihnen diesen Text in der Anlage angefügt. Es genügt eben nicht, das Verschwinden dieser kleinen besonderen Läden zu bedauern! Der Makler bietet die Immobilie für 1000,00 € Monatsmiete an.

Ein noch viel kleinerer Laden hat sich jetzt in die Grapengießerstraße gewagt. Am oberen Ende hat das „Pluto“ einen Raum für Kunst und Transformation eröffnet. Auf 11 m2 darf sich „Lüneburgs Stadtgesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt zeigen“. Und das tut sie auch: Das Pluto-Programm bietet bis Dezember schon 12 verschiedene Ausstellungen, und Aktionen an. Gegen Spende können auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich mit ihren Werken und Ideen präsentieren. Pluto gibt die Logistik, Impulse und übernimmt die Öffnungszeiten Di-Fr. von 11 – 15:00 Uhr und zwar ehrenamtlich. Man hat immer eine freundliche Ansprechpartnerin.

Hier: Anja Schumacher. Innen habe ich heute einen hübschen Spruch für Sie fotografiert.

Damit Sie jetzt nicht melancholisch werden gehen wir weiter auf den Stintmarkt. Auch hier eine ungewöhnliche Geschäftsidee:

Bummeln gehen ist für dieses Wochenende ein guter Vorschlag. Vielleicht lieber mal heraus aus der heißen und überfüllten Stadt. Wir sind in der Erntezeit und das kann man sogar nur wenige Schritte vom Zentrum entfernt erleben. In der Gartenkolonie „Am Schildstein“ reifen Äpfel und Birnen auf alten Hochstammbäumen. Manche Gärtner stellen Obst zum Mitnehmen vor die Pforte. Inmitten einer Kaltluftschneise weht hier oft ein frischer Wind. Einfach die Schnellenberger Allee bis zum Scheitelpunkt hinauf, dort den Sonnenuntergang über den Feldern genießen und dann links in die Kolonie.

So gestärkt können Sie dann am darauffolgenden Wochenende das große Angebot an Festen, Besichtigungen und Führungen wahrnehmen. 2 Tage lang (am 07. Und 8.09.24) feiern wir in der Altstadt unsere „Handwerkerstraße“, ein fröhliches Fest, hoffentlich auch mit Ihnen. Wir Gastgeber*innen sind fast alle Lüneburger, unsere Handwerker kommen aus dem Landkreis und wir bemühen uns immer, etwas anzubieten, was Sie noch nicht kennen. Auch für Kinder haben wir immer viel vorbereitet. Unsere schönste Belohnung für die vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit ist, wenn Sie alle kommen. Und ja, wir sammeln auch Spenden, und investieren sie in die alten, immer auch baufälligen Häuser. Was einem lieb ist, ist eben oft auch teuer…

In diesem Jahr findet auch der „Tag des offenen Denkmals“ am 08.09.24 statt. Alle Museen, das Brömsehaus, die Euthanasie-Gedenkstätte und die Trauerhalle des jüdischen Friedhofs sind für Sie geöffnet.

Ich verabschiede mich diesmal ganz persönlich von Ihnen mit einem kleinen Film, den Hajo Boldt am Dienstag gedreht hat.:

https://www.lueneburgaktuell.de/artikel/video-ala-alte-obstsorten

Viel Vergnügen damit und vielleicht auf bald

Magdalena Deutschmann

stadtgeschichten@alaev-lueneburg.de

No responses yet