Liebe Leserinnen und liebe Leser,

es ist ein Unterschied, ob ein Geschäft einer bekannten Handelskette in der Fußgängerzone „dicht macht“ oder ob ein kleines Fachgeschäft in einer Seitenstraße aufgibt. Das wird oft gar nicht bemerkt. Das Batterie-Center in der Rackerstraße 8 wird seine Tür zum 30.06.25 für immer schließen. 42 Jahre lang hat hier Inhaber Alfred Wettenfeld Kundinnen und Kunden fachgerecht beraten. Er kennt seine Stammkunden mit Namen, weiß oft schon, was gebraucht wird. Hat Zeit für ein kleines Gespräch. Genau das ist es, was fehlen wird und was in der Innenstadt immer mehr verschwindet. Die hohen Mieten in den Fußgängerzonen kann ein kleines Fachgeschäft nicht erwirtschaften.
Nicht so schlimm, meinen die Fortschrittlichen. Fachgerechte Auskünfte finden wir zu allen Fragen im Internet. Wozu extra in die Stadt fahren? Man stört sich allerdings schon an den vielen leeren Schaufenstern in der Innenstadt. Ist irgendwie ungemütlich beim Bummeln durch die Bäcker- und Grapengießerstraße. Aber auch wohl nicht so schlimm. Es soll Interessenten für Läden geben, einige sind schon vorgemerkt, also, da tut sich was und man darf gespannt sein, wer da so als nächstes einzieht. Und die Stadt unternimmt viel, um hier Abhilfe zu schaffen. Es gibt Kümmerer, die sich kümmern. Und bei den verkaufsoffenen Sonntagen ist die Stadt doch voll. Also – so schlimm kann es ja nicht sein.

Vor einiger Zeit erhielt ich die letzte Ausgabe des Gemeindebriefes der St. Michaeliskirche. Das Redaktionsteam verabschiedete sich nach 72 Ausgaben (4 im Jahr). Ein Gemeindeglied schreibt „Ich
trauere um diesen Verlust an Individualität, es war wie ein Stück Heimat“.
Alles nicht so schlimm, sagt die Kirche. „Zwar sind viele Kirchenmitglieder ausgetreten und es fehlt an Mitgliedsbeiträgen. Aber wir schließen uns nun zusammen (mit St. Johannis u. St. Nicolai). Wozu braucht man 3 Gemeindebriefe, wenn man auch in einem Infobrief alle 3 Monate Gottesdienste, Termine und Amtshandlungen zusammenfassen kann? Die Leute legen sich sowieso nicht gerne fest, ob und wo sie sonntags in die Kirche gehen. Wir besinnen uns auf unsere Kernkompetenzen und bündeln unsere Kräfte. Es lässt sich alles organisieren“.
Hin und wieder müssen auch Bäume gefällt werden, die nicht krank oder marode sind. Für Bauarbeiten. Zur Erweiterung der Straßen. Weil sie am falschen Ort stehen. Ist nicht so schlimm! Es wird ja Ausgleichspflanzungen geben an einem anderen Ort. Und in 80 Jahren haben wir wieder so einen schönen Baum. Wir achten auf die richtige Öko-Bilanz. Wir sind umweltbewusst! Wir haben alles im Griff.

Anfang der siebziger Jahre teilte man den Bewohnern der westlichen Altstadt mit, dass ihre Häuser abgerissen werden müssen. Weil „der Senkungsteufel“ die Häuser kaputt macht. Nicht so schlimm,
sagte man. Es werden für euch neue modernere Wohnungen am Stadtrand gebaut (Schützenplatz) und in der Innenstadt hat man dann endlich genug Parkplätze und Grünflächen…
Wenn es Ihnen jetzt reicht mit dieser Aufzählung und sie ärgerlich, traurig oder betroffen sind, dann beruhigt mich das. Es ist Ihnen wenigstens nicht egal. Sie lassen sich nicht beschwichtigen. Denn es ist traurig und es macht betroffen – nur sagt es kaum einer.
Alle wollen das Beste für unsere Stadt: Die Stadtverwaltung, die Bürgerinnen und Bürger, der ALA, ich auch. „Suchet der Stadt Bestes“ (Jer. 29,7) ist schon seit Jahren mein Motto. Also habe ich bei der Stadtverwaltung angefragt, wie wir Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gutes tun können. Hier einige Antworten aus dem Rathaus (verkürzt):

- Sich engagieren für das Miteinander, z. B. durch ehrenamtliche Arbeit
- Sich politisch einbringen: In den Parteien und Verbänden
- Sich informieren durch Medien, das Besuchen von Ratssitzungen und Ausschüssen, Bürgeranfragen einbringen
- Die Angebote der Verwaltung nutzen, z. B. den „Dialograum“ in der Innenstadt.
- Teilnahme an Bürgerräten und Stadtkonferenzen (Anlage)
- Gemeinsam mit der Stadtverwaltung nach den besten Lösungen für Lüneburg suchen. Im Austausch bleiben, Gräben verhindern.

So, nachdem die Hausaufgaben für die nächsten Wochen verteilt sind folgt nun wie immer der Veranstaltungsteil: Im Mai beginnen unsere monatlichen Speicherführungen. Die erste findet statt am Sonnabend, dem 10.05.25 von 11 – 14:00 Uhr. Es lohnt sich, unsere große Sammlung von historischen Gegenständen aus verschiedenen Jahrhunderten einmal in Ruhe anzuschauen.
Ansprechpartner*innen sind vor Ort. Foto: Christian Lemcke
Für die zweite Altstadtführung mit Harald Blancke Und Friedrich Witthoeft am Sonntag, dem 25.05.25 sind nur noch wenige Plätze frei. Unsere Leserinnen und Leser haben hier Vorrang. Also bitte schnell anmelden (Anlage).

Vor kurzem wurde das Relief von Curt Pomp an seinem Wohnhaus in der Unteren Ohlingerstraße in einem kleinen Festakt feierlich enthüllt. Hajo Boldt hat diesen Moment für uns dokumentiert:
https://www.lueneburgaktuell.de/artikel/gedenktafel-fuer-curt-pomp-in-der-lueneburger-altstadt-enthuellt/.
Vielen Dank dafür.
Was Curt Pomp wohl heute ärgern, traurig oder betroffen machen würde? – Ich packe gerade meine Reisetasche und nehme den Bibelspruch „Suchet der Stadt Bestes“ mit zum Kirchentag nach Hannover. Mal sehen, was die Fachleute dazu sagen???
Herzliche Grüße
Magdalena Deutschmann
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