Erntesegen in Lüneburg
In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts begannen die Lüneburger am Stadtrand Gärten anzulegen und sich in Gartenkolonien zusammen zu schließen. So entstand schon früh ein Grüngürtel, der fast das ganze Stadtgebiet umschloss und der teilweise heute noch erhalten ist. Da es zu damaliger Zeit keinen internationalen Handel gab versuchte jede Gärtnerin und jeder Gärtner, alles für den Eigenbedarf auf seinem Stück gepachteten Land selbst zu pflanzen: Ein Kirschbaum, ein Birnbaum, zwei Pflaumenbäume und 2-4 Apfelbäume mit Sorten, die nacheinander reiften. Da diese Obstsorten als Hochstammbäume gepflanzt wurden, die bis zu 100 Jahre alt werden können, profitierte besonders auch die Nachkriegsbevölkerung mit den vielen Geflüchteten in der Stadt von den Erträgen der Obstbäume.
Einige dieser alten Riesen haben bis heute überlebt und erfreuen nun die Generation der Enkel und Urenkel mit wunderbarem Obst. Es sind Sorten, die in unserer Region zu Hause sind und keinerlei Spritzmittel benötigen. In der Gartenkolonie „Am Schildstein“ kann man sie noch in großer Zahl bewundern. In diesem Jahr ist die Ernte besonders groß. Deshalb fand in einem Schildsteingarten am vergangenen Wochenende ein Ernteeinsatz statt, an dem Junge und Ältere viel Spaß hatten. Die Fotos zeigen, wie aus Äpfeln in Handarbeit Apfelsaft gemacht wird: Zunächst wurde das in verschiedenen Gärten gesammelte Obst Kisten- und Schubkarrenweise auf einer Plane ausgebracht und dann gewaschen. Viele fleißige Hände prüften jeden Apfel auf Schadstellen und teilten sie in kleinere Stücke. In einer Maschine wurden die Stücke weiter zerkleinert und dann in die beiden Saftpressen gefüllt. Mit aller Kraft wurde dann der Saft herausgepresst und in Behältern aufgefangen. Später wurde der Saft in einer Küche erhitzt und in Flaschen und Beuteln abgefüllt. Der Saft schmeckt wunderbar und ist durch die sonnen gereiften Früchte besonders süß. Und sicher auch einmalig, denn die verwendeten Apfelsorten sind nicht mehr im Handel. Sie haben so klangvolle Namen wie Uelzener Rambur, Croncels, Schöner aus Boskoop, James Grieve und Adams Apfel.
Übrigens wird am nächsten Sonnabend in der Kolonie „Am Schildstein“ noch einmal ein Apfel mosten stattfinden. Diesmal vor dem Vereinsheim. Dort kann man nachmittags auch zuschauen und vielleicht einmal probieren…
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