Stadtgeschichten Mai 2025

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

„Einmaliges Liebhaber-Objekt in der Lüneburger Altstadt“ und „Zwischen St.-Michaelis-Kirche und Kalkberg liegt dieses Haus mit Seele…“ Kontaktdaten rechts. Wir kennen unser Dornröschen-Haus in der Görgesstraße 4! Also, liebe Altstadtretter, wer traut sich?

Das Spannungsfeld zwischen Wunsch und Wirklichkeit wurde auch auf der Lüneburger Stadtkonferenz erfahrbar. Vom ALA waren dabei: Steffen Wolter, Claudia Richter-Pomp, Reiner Netwall, Christian Lemcke und Magdalena Deutschmann. Wir waren in verschiedenen Arbeitsgruppen und haben uns danach ausgetauscht. Was auffiel: Nur wenige aus der Stadtgesellschaft haben teilgenommen. Es fehlten z. B. der Bürgerverein, die evangelischen Kirchen, Sozialverbände und Gewerkschaften, die alle in der Innenstadt aktiv sind.

In den Arbeitsgruppen wurden uns die Projekte und Ziele der Stadtverwaltung vorgestellt. Hierzu der Artikel: https://www.lueneburgaktuell.de/artikel/innenstadt-im-wandel-1/

Aus dem Impulsvortrag von Boris Hedde, Geschäftsführer der IFH in Köln, ist bei mir folgender Satz hängen geblieben: „In Lüneburg aber gibt es statistisch 48 Prozent Fans und nur 12 Prozent Kritiker.“ Heddes Appell: „Beschäftigen Sie sich lieber mit den Fans als mit den Kritikern und gewinnen Sie sie als Botschafter. Jede zweite Person, die vorbeikommt, ist ein Fan Ihrer Innenstadt.“

Aber was ist nun mit den 52%, die keine Fans sind? Und ist der ALA ein Kritiker, ein Spielverderber, der ignoriert werden darf? Ist es falsch, wenn wir die Transparente entfernen und zeigen, was dahinter ist und wo die Nöte unserer Innenstadt offensichtlich werden? Weiter ein Zitat von Boris Hedde: „Die Zahlen von Passanten, Tagestouristen und Übernachtungsgästen steigen. Die Stadt ist voll – Lüneburg ist beliebt wie nie!“ Die Qualität unserer Stadt wird also an der Zahl von Passanten, Tagestouristen und Übernachtungsgästen gemessen. Und für die wird ja auch eine Menge getan: Tourist-Information, Marketing, LCM, Werbebroschüren, Stadtführungen usw. Im Besucher-Ranking der Touristen wird die Aufenthaltsqualität (Ambiente, Flair), der Erlebniswert und die Gebäude und Fassaden am höchsten bewertet.

Geht dies alles auch ohne die Mitwirkung der Bewohner und der Beschäftigten in der Innenstadt? Der Erhalt der Gebäude und Fassaden liegt zum Beispiel fast ganz in privater Hand: Privatleute verschulden sich, um ihre denkmalgeschützten Häuser zu restaurieren, zu renovieren und zu erhalten. Die roten Rosen (und andere Blumen) werden von den Bewohnern gepflanzt und gepflegt. Auch Gastfreundschaft geht nur von Mensch zu Mensch. Die Begrünung von Häusern und Privatgärten verbessert das Stadtklima. Und man spürt: Wo die Bewohner in den Straßen fehlen, ist es abends dunkel und unheimlich. Nicht nur Geschäfte stehen in der Innenstadt leer sondern auch viele Wohnungen in den Obergeschossen, z. B.  in der Bäckerstraße und in der Grapengießerstraße.  Sie werden als Lager genutzt oder verfallen.

Trotzdem schauen wir als ALA zuversichtlich in unsere Zukunft. Unsere Mitglieder haben einen neuen Vorstand gewählt. Am Beispiel der Bundesregierung wurden unsere „Ministerien“ wie folgt besetzt (von links nach rechts):

Rainer Haffke – Bauminister (2. Vors.), Prof. Dr. Werner Preuß – Bildungsminister (Schriftführer), Reiner Netwall – Außenminister (Beisitzer), Steffen Wolter – Bundeskanzler und Verteidigungsminister (1. Vors. und Stadtwache), Inga Whiton – Energieministerium (versorgt uns mit positiver klimafreundlicher Energie), Jürgen Labatz – Finanzminister (Schatzmeister), Uwe Resas – Digitalminister (EDV). Und wir haben jetzt auch einen Pressesprecher – Andreas Bahr (von den Stadtwachen, Foto). Die geballte ALA-Frauenpower  stellen wir in den nächsten Stadtgeschichten vor!

Wer sich nun fragt, „Wer ist eigentlich Steffen Wolter, der neue ALA-Chef?“, für den habe ich ein Interview in der Anlage angefügt. Grundlage war mein Fragebogen und ein persönliches Gespräch in der Ritterstraße. – Weiter dürfen wir alle uns auf die neue ALA-website freuen, die ab 01.06.25 freigeschaltet wird. Unser Digitalminister Uwe hat Monate daran gearbeitet und wir sind nun in allem auf dem neuesten Stand. Auch alle „Stadtgeschichten“ sind dort eingestellt und werden in Zukunft monatlich auf der Website erscheinen und für Sie abrufbar sein. Sie können sich also beim Rundbrief abmelden und ihr Emailkonto entlasten.

Anmelden können Sie sich ab sofort zu unserem vorerst letzten ALA-Rundgang Stadtgeschichte. Das Thema lautet diesmal „Kirche, Kloster, Kreisverwaltung“ und lässt uns tief in die Abgründe hinter der St. Micheliskirche blicken. Mönche, Ritter und Gelehrte haben hier ihre Spuren hinterlassen. Wussten Sie, dass dieses Arreal die Keimzelle des Lüneburger Bildungswesens war? Oder dass wir hier ein noch fast im original erhaltenes Barockensemble italienischer Bauart vorfinden? Oder dass hier ein wunderschönes Biotop mit altem Baumbestand eine Oase in der Altstadt anbietet? Zum Abschluss der Führung laden wir Sie ein, in den letzten erhaltenen Gemäuern der originalen Ritterakademie Platz zu nehmen. Anmeldungen an: stadtgeschichten@alaev-lueneburg.de

Hinweisen möchte ich auf eine Führung am kommenden Sonntag um 15:00 Uhr im Museum Lüneburg. Mit dem Titel „Surrender 45 -Lüneburg im Focus der Weltöffentlichkeit“ zeigt der Fotograf Hajo Boldt nicht nur Fotos und Filme zum Kriegsende sondern wird auch erzählen, wie er die gestohlene Gedenktafel zu diesem Ereignis vor kurzem gefunden hat. Spannend wie ein „Tatort“.

Zum Schluss noch ein weiterer Grund, warum der ALA zuversichtlich in die Zukunft schaut: Bei unseren beiden Rundgängen durch die Straße „Auf der Altstadt“ waren unter den fast 100 Teilnehmern  viele Männer und Frauen dabei, die mit eigenen Händen „Hoffnungslose Fälle“ in der Altstadt wieder aufgebaut oder restauriert haben. Der Pioniergeist ist noch lebendig! Belohnt werden wir immer wieder, wenn wir in Häuser eingeladen sind, in denen die Rettung gelungen ist, und man sieht, alle Mühe hat sich gelohnt.

In diesem Sinne und mit herzlichen Grüßen

Magdalena Deutschmann
(verreist vom 02.06. bis 06.06.25)

stadtgeschichten@alaev-lueneburg.de       

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