Jahresbericht 2015

A. Jahresbericht 2015 des 1. Vorsitzenden,

vorgetragen auf der Mitgliederversammlung am 27. April 2016 im Brömsehaus

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder!

Der seit der letzten Mitgliederversammlung bestehende ALA-Vorstand – Christian Burgdorff, Inga Whiton, Hans-Herbert Sellen, Dr. Werner Preuß und Rainer Haffke – hat sich zwölfmal zu Besprechungen getroffen. Zusätzlich gab es ungefähr ebenso viele Treffen von Vorstandsmitgliedern in unterschiedlichen Zusammensetzungen zu Bauberatungen, Ortsterminen, Presseterminen und Ähnlichem.

Ich habe an acht Sitzungen des städtischen Bauausschusses teilgenommen, zu denen der ALA eingeladen wurde. Wir hatten im letzten Jahr eine Art Kooperation mit dem hiesigen Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz vereinbart. Auf diese Weise werden wir über Veranstaltungen des Ortskuratoriums zu den Themen Bauen und Stadtgeschichte informiert und können daran teilnehmen. Wir können auch Veranstaltungen beisteuern und haben das Anfang März mit einem Vortrag von Herrn Sellen bereits getan. Der Vorstand hat mit Hilfe von Frau Neumann wieder für das Erscheinen der AUFRISSE gesorgt. Heft Nr. 30 ist mit dem stadtgeschichtlichen Thema der ehemaligen Lambertikirche auf starkes Interesse gestoßen.

Herr Sellen hat im Berichtsjahr wieder zwei Rundbriefe mit Fotos an Mitglieder, deren Mail-Adresse uns bekannt ist, verschickt.

Egersdorffstraße 4
Anfang Februar 2016 wurde dieses Haus von ca. 1830 in der westlichen Altstadt abgerissen. Das Haus war leider in einem traurigen Zustand jahrzehntelanger unterbliebener oder falsch durchgeführter Bauunterhaltung. Das ist ein Verlust; denn Lüneburg kann kein einziges Baudenkmal entbehren, auch wenn es wie in diesem Fall nur Ensemblestatus hatte. Im Gegensatz zum städtischen Bauamt sahen wir keine unmittelbare Gefahr des Zusammenbrechens, weil Fachwerkhäuser im Allgemeinen verwindungssteif sind und damit stabiler als ähnliche Gebäude in Massivbauweise. Das Haus hatte sich stark zur Straße hin geneigt, und zwar sowohl infolge der dortigen Bodenabsenkung, als auch vor allem wohl wegen nicht ausreichender Gründung. Ich habe im Bauausschuss angeregt, vor einer Abrissentscheidung das Urteil eines Fachwerkspezialisten einzuholen und eine nachträgliche Gründung zu erwägen, was als unnötig und unzumutbar teuer abgelehnt wurde. So wurde im Dezember 2015 die Unwirtschaftlichkeit, das Gebäude zu erhalten, durch zwei Gutachter festgestellt und der Abriss auf Grund unmittelbar bestehender Einsturzgefahr angeordnet.

Bebauungsplan 30/ II (Saline)
Hier geht es um die Fortsetzung der Bebauung Bögelstraße / Am Weißen Turm in Richtung Am Bargenturm. Es sollen vier Gebäude entstehen. Schon bei der Errichtung der dreizehngeschossigen Hochhäuser habe ich 1976 für den ALA die Nähe zum niedrigen Rand der westlichen Altstadt bemängelt. Das hielten damals Politik und Verwaltung für unbegründet, und unsere Sorge, dass an unpassender Stelle eine Art Klein-Kaltenmoor entstehen könnte, teilte man nicht. Das Baugebiet ist im Laufe der  Jahrzehnte gewachsen, sieben- und neungeschossige Häuser sind dazugekommen. Betrug der Abstand zur Altstadt anfänglich 350 m, sind es jetzt 200 m, und die Entfernung zur Saline / Salzmuseum misst etwa 80 m. Bei der Neuplanung werden die Reste des ehemaligen Stadtwalles zwar geschont, auch soll es eine Herabzonung der Höhen bei den vier Gebäuden geben. Es sind aber immerhin noch fünf- bzw. sechs Geschosse vorgesehen, das bedeutet 17 bzw. 20 m Höhe. Wegen der dann nur noch ca. 170 m betragenden Entfernung halten wir das für eine optische Beeinträchtigung des Gesamtdenkmals Altstadt. Auch wenn dessen westlicher Rand im Laufe der fünf, sechs Jahrzehnte schlimme Schäden hat hinnehmen müssen, ist das nicht akzeptabel.
Wir fordern daher, und haben das auch der Bauverwaltung mitgeteilt, die Höhen der geplanten Gebäude um jeweils ein Geschoss zu reduzieren.

Lambertiplatz
Seit einiger Zeit gibt es einen Förderkreis, der die Fläche des Lüneburger Lambertiplatz umgestalten möchte (s. Hinweis Vorstandsbericht MV 2015). Anfänglich war ein Mitglied unseres Vorstandes beratend beteiligt, inzwischen haben wir uns aber zurückgezogen.
Ohne weiteres gehen wir konform mit der Absicht, die Wiedererkennbarkeit oder Ablesbarkeit des Grundrisses von St. Lamberti, dieses ersten Lüneburger Großkirchenbaues, darzustellen. Früher hatten auch wir immer mal wieder darüber diskutiert. Mit der geplanten baulichen Veränderung auf diesem Platz werden wir uns aber, wie es aussieht, nicht anfreunden können. Nicht zuletzt deshalb, weil unserer Meinung nach die prinzipielle Unverträglichkeit mit dem als Bodendenkmal geltenden ehemaligen Kirchen – und Friedhofsgelände bestehen bleibt. Wollte man hier unbedingt etwas „verschönern“, könnte man es mit einigen landschaftsplanerischen Mittel, Spielmöglichkeiten inklusive, zu erreichen versuchen. Den Vergleich mit der Bastionsanlage an der Reichenbachstraße als Erlebnis- und Begegnungsstätte (OB Mädge) sollte man lieber gar nicht erst heranziehen.

Mauer „Herberge zur Heimat“
Am Fuße des Kalkbergs befinden sich die Gebäude der sog. Herberge zur Heimat. 1837 und 1877 ursprünglich als Zuchthaus (Kettenstrafanstalt) für die am Kalkberg-Steinbruch eingesetzten Sträflinge errichtet, wurden sie in den 1930er Jahren als Jugendherberge genutzt. Seit den 1960er Jahren können hier Obdachlose eine Wohnung oder ein Zimmer finden. Eine Mauer begrenzt die Anlage in Richtung Innenstadt. Gebäude und Mauer stehen unter Denkmalschutz. Das städtische Bauamt fragte uns vor einiger Zeit, ob wir den Eigentümer bei der Sanierung dieser Mauer, die in einem stark geschädigten Zustand ist, finanziell unterstützen würden. Im Prinzip sind wir dazu bereit.

Nikolaihof und Domschänke
Natürlich liegt der Schwerpunkt des ALA bei Themen, die Lüneburgs Innenstadt betreffen. In zwei wichtigen Fällen machen wir seit einiger Zeit Ausnahmen und blicken über die Lüneburger Landwehr, die eigentlich laut Vereinssatzung die Grenze unseres Wirkungsgebietes darstellt. Seit 2010 beschäftigt sich der Vorstand mit dem Nikolaihof in Bardowick. Er gehört zu einer Stiftung, die seit Jahrhunderten von der Stadt Lüneburg verwaltet und betreut wird. Ursprünglich für Lepra-Kranke gedacht, dient die Einrichtung seit langer Zeit nur noch der Versorgung alter und sozialschwacher Menschen mit günstigen Wohnungen. Eine jahrelange Sanierung stand und steht weiterhin an. Es ist ein Gebäudeensemble von nationaler, manche sagen sogar von europäischer Bedeutung. Natürlich war uns wichtig und wird es weiterhin sein, dass die notwendige Sanierung mit einer behutsamen Restaurierung einhergeht. Da konnte man in der Vergangenheit durchaus zufrieden sein. Wir waren etliche Male vor Ort, um das zu begutachten. Dagegen ist das Schicksal der Domschänke in Bardowick leider weiter im Ungewissen. Den Eigentümer aus seiner Erhaltungspflicht zu entlassen und damit den Verlust eines Teils des mindestens für Bardowick essentiellen Dom-Ensembles zu bewirken, ist inakzeptabel. Eine angemessene Lückenschließung würde erfahrungsgemäß mit der heute üblichen Architektur nicht gelingen.

Neue Leuchtmittel für alte Laternen
Die Stadt Lüneburg rüstet seit einiger Zeit die Straßenbeleuchtung energiesparend auch in der westlichen Altstadt um. Es handelt sich hier zumeist um diejenigen Laternen des Typs Alt Lüneburg nach einem Entwurf von Curt Pomp. Für Ihre Anbringung seit den 1990er Jahren, zunächst in der westlichen Altstadt, später auch z.B. Am Sande und Grapengießerstraße hat sich der ALA sehr eingesetzt und bei der Hälfte von Ihnen für die Finanzierung gesorgt. Auch sie erhalten jetzt neue Leuchtmittel. Anders als in den breiten Straßen mit Schaufenstern empfinden wir und andere Altstadtbewohner diese Neuerung in den engen Gassen als kalte Überstrahlung.  Stadtführer mit Nachtführungen bedauern die veränderte Atmosphäre. Manche Anwohner fühlen sich bei der Nutzung ihrer Wohn- und Schlafräume gestört und brauchen zur Verdunkelung Rollos und neue Vorhänge. Inzwischen hat ein Gespräch mit einem Vertreter der EON Avacon stattgefunden. Unsere Kritik wurde nicht geteilt und wir wurden auf den Gewöhnungseffekt verwiesen. Der NDR hat über das Thema vor Ostern sowohl im Hörfunk als auch auf NDR online berichtet.
Natürlich handelt sich hier um ein Detail. Aber dem ALA sind von jeher auch Details wichtig gewesen, und viele Hausbesitzer haben bei den Restaurierungen darauf geachtet. Diese Laterne, schlicht und nicht kitschig, die ihr Vorbild in einer Lüneburger Straßenlaterne des frühen 19.Jahrhunderts hat, wird auch von Kennern historischer Städte gelobt. Selbst  in Zeiten von Rationalisierung und Energieeinsparung müsste es möglich sein, passende Leuchtmittel zu finden.

Förderungen
Zwei Objekte hat der ALA im letzten Jahr finanziell gefördert: Umbau und Sanierung des sog. Krüger-Baues am Museum mit 50.000 € und Restaurierungsmaßnahmen an einem sehr schönen Barock-Oberlicht in der Katzenstraße 2 mit 800 €. Es wurde die Einrichtung einer Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Salzmuseum ermöglicht und außerdem eine dendrochronologische Untersuchung bezahlt.

Veranstaltungen

Seit der letzten MV 2015 hat der ALA zwei Veranstaltungen durchgeführt:

Wie jedes Jahr hat sich der ALA am „ Tag des offenen Denkmals“ im September beteiligt. Das Motto war „Handel, Gewerke, Verkehr“. Wir zeigten an diesem Tag unser Speichergebäude Am Iflock. In historischen Kostümen haben ALA- Mitglieder, zwei Handwerker und spielende Kinder – auch durch das Verteilen von Streuobstwiesen-Äpfeln – Spendengelder für die Vereinskasse eingenommen.

Im Dezember fand zum 34. Mal unser beliebter und weit bekannter Christmarkt bei St. Michaelis statt. Obwohl sich dort ja nichts Spektakuläres ereignet, sind es doch offenbar die besondere Atmosphäre und der Kontrast zu den üblichen Weihnachtsmärkten, die die Menschen immer wieder so zahlreich anlocken. Auch finanziell war es ein bemerkenswerter Erfolg für den ALA. Das ermöglicht uns, weiterhin Erhaltung und Restaurierung Lüneburger Denkmale zu unterstützen.

In diesem Jahr wird es sogar drei Veranstaltungen geben: es werden am ersten Wochenende im September die Alte Handwerkerstraße, am zweiten Sonntag desselben Monats der „Tag des offenen Denkmals“ und am ersten Wochenende im Dezember der Christmarkt stattfinden. Die letzte Handwerkerstraße hat uns rückblickend Sorge gemacht: Es gab weniger Teilnehmer, weniger Besucher und weniger Einnahmen als erhofft. Das ist natürlich unbefriedigend für den Verein. Denn in der Handwerkerstraße stecken viel Arbeit und hohe Kosten. (Der Christmarkt bringt die höheren Erlöse bei weniger Arbeit und geringeren Kosten.) Wir wollen in diesem Jahr versuchen, Attraktivität für die Handwerkerstraße zurückzugewinnen – in erster Linie mit mehr Teilnehmern und neuen Handwerkern.

Solche Veranstaltungen erfordern immer wieder die Hilfe von Freiwilligen. Wir wollen deren Anerkennung und den Zusammenhalt unter ihnen fördern, indem wir in der Regel jedes Jahr zu drei Helfertreffen einladen. Es geht dabei natürlich auch um Anregungen für den Vorstand und Fragen, die seine Arbeit betreffen. Die Idee stammt von Frau Fiedler. Sie wird bei der Durchführung unterstützt von ihrer Schwester Frau Böhme und weiteren Familienmitgliedern.

Für den Vorstand
Christian Burgdorff

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