Jahresbericht 2012

A. Ergebnisse Mitgliederversammlung 25.4.2013:
Beitragserhöhung ab 2014
Die Mitgliederversammlung hat die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages ab 1.1.2014 beschlossen, und zwar des normalen Beitrages auf € 30 (bisher € 24) und des ermäßigten Beitrages auf € 15 (bisher € 12).
Bei Mitgliedern, deren Beitrag wir per Lastschrift abbuchen, werden wir den neuen Beitrag ab 2014
berücksichtigen. Diese erhalten auch noch eine Nachricht wegen der ab 1.2.2014 erforderlichen Umstellung des Lastschriftverfahrens auf das neue EU-Einzugsverfahren (SEPA).

Neuwahlen Vorstand
Der Beisitzer Hartwig Kremeike hat altersbedingt nicht wieder kandidiert. An seiner Stelle wurde Frau Inga Whiton gewählt. Im Übrigen sind der Vorstand (Curt Pomp 1. Vorsitzender, Christian Burgdorff 2. Vorsitzender, Hans-Herbert Sellen Schatzmeister, Ralf Gros Schriftführer) und die Rechnungsprüfer (Peter Herda und Ulrich von Reck) wiedergewählt.

B. Jahresbericht 2012 des 1. Vorsitzenden:

Liebe Mitglieder, liebe Freunde,

wir möchten Ihnen wieder einen kurzen Rückblick über unsere Aktivitäten und Projekte des vergangenen Jahres geben. Fotos fehlen aus Kostengründen dieses Mal, weil wir diese bereits in den beiden Infobriefen für Mitglieder mit Mail-Adressen veröffentlicht haben.

Fotokalender 2012 von Verena Fiedler
Verena Fiedler hat einen sehr schönen Fotokalender für den ALA herausgebracht. Die Kalender, die der ALA über viele Jahre anbot, waren die Abriss-Kalender, die natürlich nicht immer freundlich mit der Stadt oder den Hausbesitzern umgingen, schließlich hatten sie der alten Stadt Schäden zugefügt. Frau Fiedler hat nun, und zwar ohne Hilfe des ALA, diesen freundlichen Kalender erstellt, der nun einmal die Früchte unserer Arbeit zeigt, und das finden wir alle sehr schön.

Vermächtnis Georg Voss
Von einem Lüneburger Bürger namens Georg Voss, der in Lüneburg in der Straße Bei der St. Johanniskirche 8 lebte, wurden wir in seinem Testament mit 10.000 Euro bedacht, kannten den Herrn aber nicht und es gelang uns auch nicht von seinen Erben etwas über seine Beziehung zu Lüneburg oder zum ALA zu erfahren. Das Vermächtnis wurde auch erfüllt, das Geld wurde uns überwiesen. Sollte jemand aus dem ALA Herrn Voss gekannt haben, wären wir natürlich froh, Näheres zu erfahren. Wir sind dankbar für diese großherzige Spende, für die wir natürlich auch sofort eine Verwendung haben; denn in Lüneburg liegt noch vieles im Argen, aber mehr als ein dankbares Gedenken ist für uns leider nicht möglich.

Hansetage 2012 in Lüneburg
Die Hansetage waren eine gewaltige Herausforderung auch für den ALA. Wir hatten unseren üblichen Rahmen der „Alten Handwerkerstraße“ ganz gewaltig ausdehnen müssen, um die Neue Sülze zu erreichen, es sollte ja ein Rundkurs werden. Wir durften diesmal unsere Stadtknechte nicht zum Spendensammeln aufstellen, sondern bekamen als Entschädigung von der Stadt 10.000 Euro für die entgangenen Spenden überwiesen. Der Eintritt war ja schon vorher bezahlt worden. Leider kamen einige baltische Handwerker, die sich angemeldet hatten, nicht, sodass mehrere Stände nicht besetzt waren. Dafür konnten sich dann andere mehr ausbreiten und es ergab trotzdem ein geschlossenes Bild. Sehr gut waren die Zimmerleute mit ihren Breitbeilen beim Behauen der Stämme
Alles in Allem kann man wohl von einer gelungenen Veranstaltung sprechen, die von unseren Mitgliedern und Helfern sehr viel Engagement forderte.

Sonderheft Aufrisse 2012 zum Hansetag
Um für den Hansetag einen Teil unserer restaurierten Baudenkmäler einmal zu dokumentieren, hatten wir in einer zeitlich ziemlich engen Situation ein Sonderheft der „Aufrisse“ zusammengestellt und herausgebracht. Es zeigt 40 Beispiele mit Gegenüberstellungen von Vorher- und Nachher-Fotos und ist weiterhin für 10 Euro im ALA-Büro oder in der Buchhandlung Am Markt zu haben. Es ist auch gut verkauft worden, aber natürlich haben wir noch eine ganze Anzahl zu vergeben. So wie es unsere Zeit wieder zulässt, werden wir eine Fortsetzung dieser Arbeit vornehmen und weitere 40 restaurierte Baudenkmale in so einem Sonderheft vorstellen.

Hafenausbaggerung
Um Traditionssegler in unseren Binnenhafen zu bekommen und das Manövrieren unserer eigenen Schiffe im Hafen zu ermöglichen, musste dringend eine Ausbaggerung stattfinden. Zu diesem Zweck übergab der ALA dem Bürgermeister Kolle die stolze Summe von 20.000 Euro als Zuschuss. Wir hatten die Summe kurzfristig noch um 5.000 Euro aufgestockt Die Ausbaggerung wurde auch erfolgreich durchgeführt, nur hat die Wasserwirtschaftsbehörde die Durchfahrt zur Elbe untersagt, weil die Schleuse in Wittorf nicht mehr verkehrssicher sei. Für uns ist das nicht so ein großes Problem, weil wir ohnehin zunächst nur bis Bardowick unsere Fahrten machen wollten. Aber die alten Segler, die zum Hansetag kommen wollten, die waren nun ausgesperrt. Für die Hansetage war das ein Verlust. Der ALA hat für den Hafen, mit Kran, den Schiffen und der Ausbaggerung insgesamt 133.000 Euro gespendet. In dem neu herausgekommenen hübschen Heftchen über das Wasserviertel hat man unsere Arbeiten zwar gezeigt, aber so getan, als ob der ALA gar nicht beteiligt war. Offenbar hat sich der Kran selbst restauriert und die Schifflein sind plötzlich aus dem Hafennebel aufgetaucht. Armes kleingeistiges Städtchen, von der großen Hanse viele Jahrhunderte entfernt.

Restaurierung einer Wandbespannung (Stofftapete) aus der Grapengießerstraße 45
Neben ganzen Wandflächen im Obergeschoss des ältesten Flügelbaus, die mit Wandbespannungen des 18. Jahrhunderts überzogen waren, gab es im hofseitigen Flügel unter Brüstungsverkleidungen verdeckt farbige Wandbespannungen hoher Qualität. Während die Wandbespannungen im ältesten Flügelbau wieder unter Verschalungen verschwinden mussten, weil die Büronutzung dies erforderte, wurden die älteren Bespannungen aus dem Hofflügel ausgebaut2 und zum Teil bereits wieder restauriert. Die Kosten teilten sich das Landesamt für Denkmalpflege, der ALA und zu einem kleinen Teil der Hauseigentümer.
Die bereits restaurierten Teile sind dem Wandrahm-Museum übergeben worden. Ein weiterer noch größerer Bereich harrt in der ehemaligen Bezirksregierung noch der weiteren Bearbeitung. Wahrscheinlich wird es wieder der ALA sein, der eines Tages diese Schätze zur Restaurierung hervorholt, weil die Mittel der Denkmalpflege nicht ausreichen werden. Auch die Freilegungsarbeiten an den Stofftapeten und Wandbespannungen wurden vom ALA finanziert, weil vom Bauherrn kein besonderes Interesse bestand, diese Dinge weiter zu verfolgen. Immerhin handelt es sich bei dem Komplex um den einzigen erhaltenen Patrizierhof der Stadt, der in seiner alten Ausdehnung noch erhalten ist.

Kalkbergmauer fertig restauriert
Vor Jahren hatte der ALA die Reste einer Festungsmauer am Kalkberg freigelegt, um sie zu stabilisieren. Später waren andere Aktivitäten wichtiger, außerdem unternahmen Nachbarn und Kinder ständig Angriffe auf dieses alte Bauwerk, versuchten Steine herauszulösen und verursachten andere Schäden. Wir haben jetzt im Jahr 2012 die Arbeit fertiggestellt, die Mauer verfugen lassen und eine Mörtelabdeckung gegen die Witterung aufgebracht. Sie sieht jetzt wieder wie eine Festungsmauer aus, wenn auch die Sprayer es nicht lassen können, alles mit ihrer seltsamen Kunst zu verschönern. Zu dieser Mauer gehörte noch vor Jahren ein kleines spitzbogiges Portal, das noch von Baurat Schlöbcke rekonstruiert worden war.4 Dieses Portal, das ich aus meinen ersten Besuchen in Lüneburg noch kannte, wurde offenbar von angrenzenden Hausbesitzern zerstört, damit sie eine bessere Zufahrt zu ihrem Garten bekamen. Wenn unsere Mittel es erlauben, werden wir dieses Tor auch irgendwann wieder aufbauen

Einführung einer Erstsemestergruppe in meinem Haus
Seit zwei Jahren kommt eine Gruppe von Erstsemestern zum Studienbeginn in mein Haus, um von mir über den ALA und seine Arbeit für die Stadterhaltung informiert zu werden. Ich hoffe, dass meine Einführung etwas für die Studies bringt, wenn sie schon in einer solchen Stadt für einige Jahre leben. In meiner Studienzeit waren wir noch nicht so termingeknebelt und gehetzt und konnten auch mal ein paar Tage gegen Atomkraftwerke demonstrieren. Wie das heute an so einer verschulten Uni zugeht, muss ich mir bei Gelegenheit einmal ansehen.

Gralwallpforte mit der Stadtmarke und der Jahreszahl 1544
An der linken Seite des Hauses Hinter der Bardowicker Mauer 5 befindet sich der alte Zugang zu dem jenseits der Stadtmauer gelegenen ehemaligen Gralturm und zur Gral-Solequelle. Die Eichentür mit reich beschnitztem Vorhangbogensturz war schon lange restaurierungsbedürftig. Nun hat der ALA die Kosten übernommen und zusammen mit der Stadt die Arbeiten schon fast fertiggestellt.5 Wir haben auch ein altes Schloss besorgt und vom Schmied einen Klopfer anfertigen lassen. Auf einer Zeichnung von Franz Krüger war so einer dargestellt. Damit ist wieder ein Stück altes Lüneburg für die Nachwelt erhalten.

Mitteilungsblatt „Aufrisse“ 27/2012
Rechtzeitig zum Christmarkt erschien wieder die nächste Ausgabe unserer Aufrisse in einem Umfang von 80 Seiten und mit vielen, auch farbigen Abbildungen. Auch zum Christmarkt 2013 soll wieder ein Heft vorliegen.

Christmarkt bei St. Michaelis
Der Christmarkt bei St. Michaelis war wie jedes Jahr ein großer Erfolg. Das ist nun schon seit Jahrzehnten so und so ist dieser schöne stimmungsvolle Markt auch eine ganz wichtige Einnahmequelle für unsere dringend nötigen Denkmalschutzaufgaben in der Stadt, zumal sich die öffentlichen Geldgeber immer mehr aus der Verantwortung stehlen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich ganz herzlich bei den vielen Helfern bedanken, die nun schon jahraus, jahrein als Wurstbräter, Maroniverkäufer, Glühwein-Ausschenkerinnen, Stadtknechte, Marketenderinnen oder gar als Gewandmeisterinnen ihren Dienst versehen. Ohne diese vielen Helfer wäre es einfach nicht möglich, eine solche tolle Veranstaltung durchzuziehen. Es gibt Gäste von weit her, die seit vielen Jahren kommen, um die ungewöhnliche Stimmung zu erleben, die es eben nur
an unserem historischen Markt geben kann.

Rokoko-Portal Schröderstraße 7/ Eingang Schrangenstraße 6
Eigentlich hatten wir das einzige Rokoko-Portal schon lange im Programm, doch immer kam noch Dringenderes dazwischen. Nun aber soll es endlich losgehen. Die Eigentümer, die gleichzeitig die ganze Hausfassade restaurieren lassen, beteiligen sich an der Portal-Restaurierung ebenfalls mit einem kleineren Betrag, der Denkmalschutz mit 4.000, der ALA mit 7.000 Euro. Ursprünglich war das Tor nur eine Doppelflügeltür. Eine Schmiede benötigte im 19. Jahrhundert aber einen größeren Zugang und so entstand eine etwas seltsame dreiteilige Konstruktion, zum Teil vom Schmied wohl selber hergestellt. Zum Ende des Jahres 2013 wird es dann bald wieder ein ansehnliches Portal sein.

Sanierung spätklassizistischer Erker von 1872 in der Roten Straße 5
Die Erkersanierung an der Roten Straße zieht sich ganz schön lange hin, weil durch unseren Hinweis auf die Schadhaftigkeit der Erkerkonstruktion noch ganz andere Schäden am Hause gefunden wurden, die natürlich mehr Zeit und Aufwand erforderten. Der strenge Winter hat die Arbeiten noch zusätzlich weiter aufgehalten.
Wir sind ja ausschließlich für die Restaurierung des Erkers7 zuständig, aber auch bei dieser Arbeit ist noch etwas dazugekommen. Auf einem alten Foto sind Dachverzierungen, sogenannte Akroterien aufgetaucht, die wir natürlich auch noch auf das Dach setzen wollen, damit alles wirklich dem ursprünglichen Zustand entspricht. Der Erker wird nicht mehr farbig, sondern weiß glänzend wie Porzellan restauriert, damit er zu seiner Entstehungszeit passt.

Curt Pomp
(vorgetragen auf der Mitgliederversammlung am 25.4.2013)

C. Ergänzung durch den 2. Vorsitzenden:

Frommestraße
Bedingt durch starke Bodenabsenkungen mussten hier bedauerlicherweise etliche Häuser im Laufe der letzten hundert Jahre abgerissen werden. Die in jüngster Zeit geplante Lückenschließung per Schuhschachtel-Architektur ist zum Glück nicht realisiert worden. Bei den Abrissarbeiten wurde das auf einem der Grundstücke stehende Baudenkmal mit dem volkstümlichen Namen „Tor zur Unterwelt“ – das sind zwei durch die jahrzehntelangen Bodenbewegungen zusammengeschobene Torpfosten – zerstört. Der Grundstücksbesitzer hatte es nicht wirkungsvoll, durch eine Einhausung zum Beispiel, schützen lassen. Seit August 2011 ist nichts zur Sicherung der Reste passiert. Dabei müsste es selbstredend das Ziel sein, möglichst viel Originalsubstanz an Ort und Stelle wieder aufzubauen! Das städtischerseits angedrohte Bußgeld zeigt offenbar keine motivierende Wirkung.

Ehemalige Musikschule An der Münze
Die städtische Musikschule ist inzwischen an den Rand der Innenstadt verlegt worden. Der frei gewordene Gebäudekomplex hätte sich wahrscheinlich gut für eine Art Kulturzentrum geeignet und damit auch der (nichtkommerziellen) Belebung der Innenstadt dienen können. Die Idee ließ sich aber leider nicht realisieren. Grundstücke und Gebäude sollen jetzt auf dem Erbbaurechtswege veräußert werden. Es ist hauptsächlich an den Bau von Wohnungen gedacht, aber auch Büros oder ein kleines Hotel sind möglich. Der ALA hat noch einmal auf die bedeutenden Baudenkmale in dem Ensemble hingewiesen. Nicht der Interessent mit dem höchsten finanziellen Angebot, sondern der mit dem denkmalverträglichsten Konzept sollte den Zuschlag bekommen!

Ehemalige St. UrsuIa SchuIe
Die ehemalige St. Ursula Schule in der WaIIstraße, Ecke Rote Straße soll abgerissen werden, um einem Neubau mit mietpreisgünstigem Wohnraum Platz zu machen. Früher standen auf diesem Gelände die 1858 geweihte und 1968 abgerissene katholische Marienkirche und das dazu gehörige Gemeindehaus. Das Eckgebäude auf der anderen Seite der Wallstraße und besonders das sog. „Betonschlachtschiff“ der VGH in der Haagestraße haben der dortigen städtebaulichen Situation sehr geschadet. Der städtische Bauausschuss unterstützt die Warnung des ALA vor einer Fortsetzung solcher Fehler. Der ALA äußerte auch seine Sorge bezüglich des Umgangs mit dem benachbarten denkmalgeschützten Haus Wallstraße 3 von 1868, dem ehemaligen Wohnhaus der vormaligen städtischen Medizinalräte Sprengell und Hesse.

Rathaus
Seit einer Reihe von Jahren finden diverse Maßnahmen zur Sicherung, Bauunterhaltung und Restaurierung am Lüneburger Rathauskomplex statt. Sie sind Teil eines auf zwanzig Jahre angelegten Programmes, das mit öffentlichen Zuschüssen im zweistelligen Millionenbereich gefördert wird. Der ALA hat den Eindruck, dass hier weder überflüssige Schönheitsreparaturen noch schädliche Runderneuerungen stattfinden, sondern notwendige Arbeiten zur Instandhaltung und Restaurierung.
Untere und 0bere Denkmalpflege sind involviert.

Christian Burgdorff
(vorgetragen auf der Mitgliederversammlung am 25.4.2013)

Category

No responses yet