Liebe Mitglieder, liebe Freunde!
ich möchte mich im Namen des Vorstandes bei all denen, die dem ALA im Jahr 2006 geholfen haben, ganz herzlich bedanken. Das gilt für unsere ehrenamtlichen Helfer im Hintergrund (Fundus, Archiv und Büro), die fleißigen Wurstbräter oder Glühweinverkäufer, für die Stadtknechte, Musikanten und Handwerker, die bei unseren Großveranstaltungen mitgemacht haben, aber auch denen, die dem ALA durch Spenden, Archivalien, wichtige Hinweise in seiner Arbeit geholfen haben. Alle tun es für eine gute Sache, für die Erhaltung unserer Stadt, die wohl heute etwas anders aussähe, wenn es uns nicht gäbe. Gleichzeitig möchte ich die Gelegenheit nutzen, die neuen Mitglieder zu begrüßen, die im vergangenen und in diesem Jahr in unseren Verein eingetreten sind.
Nun möchten wir Ihnen einen kurzen Rückblick über unsere Aktivitäten und Projekte des vergangenen Jahres geben. In mancherlei Hinsicht ein erfolgreiches.
Reichenbachbrücke und Wasserviertel
Seit beinahe vier Jahren hat uns der Umbau der Reichenbachbrücke intensiv beschäftigt, nicht wegen der Brücke allein, sonder vor allem auch wegen des alten Hafens und seiner Einbindung in das Wasserviertel. Wir haben durch eingehende Untersuchungen, insbesondere durch unseren Stadtplaner Hartwig Kremeike, bewiesen, dass es Wege gegeben hätte, die Chancen des Wasserviertels und des alten Hafens entscheidend zu verbessern. Es war offenbar nur die Finanzierung der breiteren Brücke durch die Landesregierung, die dazu führte, dass unsere Verwaltung so beharrlich alle guten Vorschläge in den Wind schlug, ohne an die negativen Auswirkungen für die Bürger des Wasserviertels zu denken, die sich noch einstellen werden.
Interessanterweise hat der zwischenzeitliche Ausfall der Brücke nur positive Auswirkungen. Der Verkehr läuft ohne Brücke reibungslos und die seltsam leeren Ausflüchte der Dezernentin für Verkehr, das hätte mit der
optimierten Ampelschaltung zu tun, stellen der Verkehrsplanung kein gutes Zeugnis aus. Weshalb ist die
Ampelschaltung denn sonst nicht optimal?
Hier haben alle offenbar nur an das Geld aus Hannover gedacht und wirklich niemand daran, ob diese Brücke eventuell gar nicht nötig sei, wie es sich heute darstellt. Ein vorsorglicher Blick in die Zukunft der Stadt war dies nicht, dieser Vorwurf wird dem Rat und der Verwaltung nun immer gemacht werden. Die Entwicklungschancen des Wasserviertels wurden planlos gekappt, die Anbindung an den Außenhafen und die Hafenbastion stark erschwert, und dabei weder an die betroffenen Bürger, noch an den Tourismus und schon gar nicht an Denkmalschutz gedacht.
Alte Mauer in der Neuen Straße
Es sind nun schon einige Jahre her, seit der ALA-Vorsitzende den plötzlichen Abbruch der alten Restmauer des Stegenschen Speichers in der Neuen Straße gerade noch verhindern konnte. Maurer waren damals dabei, dieses letzte Relikt der an alter Bausubstanz ohnehin nicht reichen Straße abzureißen. Statt der immerhin eindrucksvollen Arkadenmauer aus Klostersteinen sollte künftig ein niedriges modernes Mäuerchen das Baudenkmal ersetzen. Damit wäre dann der Blick in nicht besonders attraktive Innenhöfe frei gewesen und der altertümliche Eindruck der Neuen Straße, die einstmals zu den originellsten Straßen der westlichen Altstadt gehörte, völlig verschwunden.
Nach vielen Verhandlungen zwischen Stadt und ALA, Anliegern und Denkmalschutz in den letzten Jahren hat sich nun bei einem erneuten Gespräch eine Möglichkeit ergeben, die alte Mauer wirklich zu erhalten. Da wir bei den letzten Veranstaltungen stets für die Rettung Spenden gesammelt hatten, waren wir in der Lage unseren Zuschuss auf 20.000 Euro zu erhöhen. Nachdem die obere Denkmalbehörde ebenfalls einen Beitrag zugesichert hatte und die Stadt ohnehin einen Sockelbetrag in den Haushalt eingestellt hatte, steht der Rettung der alten Mauer nun nichts mehr im Wege. Für den ALA ist es nun wichtig, dass die Bauarbeiten zügig angegangen und abgeschlossen werden, damit die ganze Straße für unsere Aktivitäten genutzt werden kann.
Egersdorffstraße 1a
Für dieses alte Gebäude haben wir uns schon mehrfach eingesetzt. Schon vor etwa 10 Jahren sollte es für den Bau von Parkplätzen weichen. Es wurde damals von der Denkmalpflege nur sehr halbherzig untersucht und daher keine Denkmaleigenschaft gefunden. Man hatte nur die rigipsverschalten Büros inspiziert, statt der Wohnungen im Obergeschoss, wo noch alte Substanz genug zu finden war. Das Haus galt daraufhin nicht mehr als Denkmal und hätte nun, nach dem Willen der Stadt, beseitigt werden können. Alarmiert von den Abrissplänen der Stadt, untersuchte der ALA das Haus erneut und nahm dabei auch Blick auf das Obergeschoss. Die Hausforschungsgruppe des ALA bestätigte den vorgefundenen Denkmalcharakter des Hauses. Es wurden Skizzen und Zeichnungen angefertigt von den Spuren eines eindeutig sehr alten Gebäudes.
Mit diesen Unterlagen wurde die obere Denkmalschutzbehörde aufgesucht, die sofort die Unterschutzstellung einleitete. Nun wurde es einige Zeit stiller um das Haus. Schulamt und Wohnungen blieben unbehelligt. Das Gebäude stand fortan unter Denkmalschutz.
Offenbar unter dem Druck des Reparaturstaus wurde erst in 2004 wieder an eine erneute Beseitigung des
Baudenkmals gedacht. Der städtische Denkmalpfleger und die Sachverständigen der oberen
Denkmalschutzbehörde in Hannover hoben den Denkmalschutz nach einer weiteren Besichtigung kurzerhand wieder auf. Natürlich protestierte der ALA gegen diese Maßnahme und es folgte eine Reihe von Gesprächen mit der oberen Denkmalpflege, die nach zweimaligem Aufheben der Denkmaleigenschaft in eine schwierige Situation geriet. Auch der Bauausschuss zusammen mit dem Oberbürgermeister besichtigte das Gebäude, nachdem der ALA durch einen Restaurator einige Freilegungen durchführen ließ.
Für den ALA war der Denkmalstatus bewiesen, für die Stadt nicht. Schließlich wurde durch
dendrochronologische Untersuchungen und weitere Freilegungen das Alter des Hauses auf 1439 datiert, und der Fund einer Deckenbemalung, einer Stuckdecke und anderer Details haben unsere Einschätzung bestätigt. Sie deckte sich zudem genau mit der archivalischen Datierung, die Prof. Reinecke hinterlassen hatte.
Der ALA entschließ sich daraufhin, erneut für die Erhaltung dieses wichtigen Baudenkmals einzutreten und beidem geplanten Verkauf des Objektes durch die Stadt mitzubieten. Wir erstellten eine Vorplanung und suchten Interessenten, die in diesem Baudenkmal eine Eigentumswohnung erwerben möchten. Noch allerdings hat sichdie Stadt nicht entschieden, denn im Zuge der Ausschreibung tauchten inzwischen Mitbewerber auf. Leider hat die Stadt zudem einen Statiker eingeschaltet, der eine in unseren Augen völlig unnötige Sicherungsmaßnahme vorgenommen und damit mehr Schaden als Nutzen erreicht hat. Das ist der gegenwärtige Stand der Dinge, wir werden sie weiterhin über den Fortgang informieren.
Das Buch „Steinhäuser“ von Dr. Werner Preuß
Wie schon im letzten Jahresbericht angekündigt und von Dr. Preuß bei der Mitgliederversammlung vorgestellt, ist der vom ALA herausgegebene Bericht über Steinhäuser, Burgmannenhöfe und patrizische Wohntürme inzwischen gedruckt und erschienen. Dieser Bericht, der ein fast verschwundenes Kapitel unserer Stadtgeschichte aufgreift, ist nicht nur für Lüneburg wichtig. Auch in anderen norddeutschen Städten müsste es diese einstmals wichtige Wohn- und Schutzmöglichkeit gegeben haben. Das Buch ist auch über den ALA direkt beziehbar.
ALA-Information als Faltblatt
Der ALA hatte bisher nur für unsere Veranstaltungen wie „Alte Handwerkerstraße“ und „Christmarkt“ ein Faltblatt verteilt, das neben den Informationen zu unseren Veranstaltungen auch über die anderen Aktivitäten unseres Vereins berichtete. Nun haben wir ein weiteres , diesmal mehrfarbiges Faltblatt entwickelt, das ausführlicher über die vielfältigen Bemühungen des ALA zur Erhaltung unseres leider stets gefährdeten Stadtbildes informiert. Das Faltblatt soll nicht nur bei unseren Veranstaltungen verteilt, sondern auch in uns gewogenen Geschäften ausliegen. Das Faltblatt ist von uns ohne Anzeigen finanziert worden. Es liegt auch im ALA-Büro und natürlich auch heute hier aus. Wir bitten, es für die Mitgliederwerbung zu nutzen.
Begehbarer Schrank für Kostümfundus
Unser Kostümfundus für die Handwerkerstraße und Christmarkt platzt, unter der treuen Obhut von Frau Fiedler und Schwester, aus den Nähten. Mit anderen Worten: Wir brauchten eine andere Unterbringungsmöglichkeit für neu dazugekommene Kostüme. Deshalb wurde im Speicher am Iflock ein großer begehbarer Kleiderschrank gebaut. Unser tüchtiger Schatzmeister hatte hierfür einen sehr willkommenen Zuschuss der Sparkasse bewirkt. Nun sind wir wieder für einige Zeit gerettet, zumal der schon vorhandene große Außenschrank nun sogar besser nutzbar wurde. Bei dieser Gelegenheit möchte sich der Vorstand für die immer freundliche Bereitschaft und das große Engagement unserer Gewandmeisterin Frau Fiedler bedanken, die auch noch aus den schon länger sich
auflösenden Stadtknechtskostümen immer noch etwas Stabilität herausholt. Vielen Dank.
Unser Archivhelfer Joachim Just
Zur Aufarbeitung unseres recht umfangreichen Archivs hatte der ALA einen Helfer über die ARGE bekommen, Joachim Just, der sich schnell bei uns eingearbeitet hatte und immer größere Begeisterung für unsere Arbeit zur Rettung der alten Baukultur gewann. Durch die Arbeit in unserem Archiv hatte er soviel Einblick in unsere Arbeit gewonnen, dass er Dinge wusste, die selbst langjährige Mitglieder des ALA nicht mehr erinnerten. Herr Just führte nach Ablauf seines Arbeitsvertrages die Arbeit voller Engagement für uns freiwillig und ehrenamtlich fort, bis er plötzlich schwer erkrankte und – für uns alle unfassbar – kurz danach verstarb. Wir werden Herrn Joachim Just in dankbarer Erinnerung behalten.
Artikelreihe in der Zeitschrift „Haus und Hof“
Seit einigen Jahren schon versucht der ALA in der Zeitschrift „Haus und Hof. Bauen und Wohnen“ die Geschichte des ALA aus dem Erleben des Vereinsgründers und Ersten Vorsitzenden festzuhalten. Der Herausgeber, Herr Jäger vom Medienverlag in Melbeck, hatte gebeten über den ALA zu erzählen, und da dieses Vorhaben ohnehin bestand, bevor die Vergesslichkeit einsetzt, wird nun alle zwei Monate über die vergangenen Aktivitäten und Aktionen berichtet. Es ist erstaunlich, was der ALA im Laufe der vielen Jahre schon angeschoben hat. Die Hefte sind ökologisch orientiert und liegen kostenlos in vielen Geschäften aus. Die Beiträge sind natürlich ehrenamtlich und sollen eine Werbung für den ALA sein.
Der Christmarkt bei St. Michaelis
Unser Renaissancemarkt im Winter ist eigentlich immer ein besonderes Highlight im Reigen der Veranstaltungen in Lüneburg. Obwohl er jedes Jahr etwas vergrößert wird – das liegt vor allem auch an den Angeboten an guten Händlern mit entsprechenden Waren – ist der Andrang immer wieder gleich groß. Das ist ein Zeichen unseres Erfolgs. Auch finanziell hat der ALA sich in 2006 wieder einmal gesteigert, nicht zuletzt durch das große Engagement unserer Stadtknechte unter dem Hauptmann Rümmelein und den vielen freiwilligen Helfern des ALA bei unseren
Bratwurstständen und dem Glühweinausschank, nicht zu vergessen die Maronibräter und den ALA-Infostand und natürlich unsere Gewandmeisterin Frau Fiedler mit Schwester.
Unser Markt gehört weiterhin durch seine unwiederholbare Atmosphäre zu den schönsten Märkten seiner Art in Deutschland. Das bestätigen uns immer wieder Besucher, die aus dem ganzen Land und auch aus dem Ausland zu uns kommen.
Der Vorstand möchte auf diesem Wege allen unseren ALA-Mitgliedern, die zum Teil seit Jahrzehnten schon treu als Helfer mitmachen, recht herzlich danken. Wir konnten mit diesen Einnahmen schon sehr viel für die Erhaltung unserer schönen alten Stadt bewegen und möchten das auch in Zukunft tun.
Curt Pomp
(vorgetragen Mitgliederversammlung vom 27. April 2007)
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