Infobrief Nr. 8 – März 2016

Liebe Mitglieder,
nachstehend gibt der Vorstand wieder einige Informationen, die für Sie hoffentlich von Interesse sind. Wir verweisen auch auf die ALA-Homepage, die bis heute lt. Zähler 9.760-mal aufgerufen wurde.

I. ALA-Intern

Der für den 21.11.2015 in der Großen Bäckerstraße geplante Infostand des ALAmusste ausfallen, weil sich (bei einer Mitgliederzahl von fast 600) nicht genügend Mitglieder fanden, die den Stand besetzen wollten.

Mitgliederversammlung 2016
Diese findet am 27.04.2016 um 19 Uhr im Brömsehaus Am Berge statt. Die Einladungen gehen zu gegebener Zeit heraus.

Aufrisse
Auch diese sollen 2016 wieder erscheinen, aber erst zum Christmarkt und nicht schon zur Alten Handwerkerstraße.

ALA-Kalender von Verena Fiedler
Diesen wird es auch für 2017 wieder geben. Er soll auf Wunsch des Buchhandels wesentlich früher als bisher erscheinen.

Kooperation mit dem Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Die ersten beiden gemeinsamen Veranstaltungen fanden am 3. 3.2016 (Referat des Unterzeichners „Franz Krüger, ein bedeutender Architekt und Bauforscher in Lüneburg“) und am 6.3.2016 statt (getrennte Führungen von Prof. Dr. Ring und des Unterzeichners zu Krügerbauten in der Lüneburger Innenstadt). Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht.

II. Aktuelles, mitgeteilt vom 1. Vorsitzenden Christian Burgdorff.

Neue Leuchtmittel für alte Laternen!
Die Stadt Lüneburg rüstet seit einiger Zeit die Straßenbeleuchtung energiesparend um. Im Moment sind die Laternen in der westlichen Altstadt an der Reihe. Es handelt sich dabei zumeist um diejenigen des Typs Alt Lüneburg (Entwurf Curt Pomp). Für ihre Anbringung zunächst in der westlichen Altstadt, später auch z.B. Am Sande und Grapengießerstraße hat sich der ALA eingesetzt und bei fast der Hälfte von ihnen für die Finanzierung gesorgt. Obwohl lichttechnisch nicht auf dem neuesten Stand, haben sie Bestandsschutz. Nun bekommen sie neue Leuchtmittel (Birnen).
Diese Änderung fiel in der Grapengießerstraße mit den vielen hellen Schaufenstern kaum auf. Anders ist die Situation in der westlichen Altstadt mit wenigen Schaufenstern, vielen Wohnungen und relativ engen Straßen. Hier erregt die Neuerung Irritation und Protest. Wir und andere Altstadtbewohner empfinden das als kalte Überstrahlung, die eine ganz andere Atmosphäre entstehen lässt. Stadtführer mit Nachtführungen bestätigen und bedauern es. Viele Bewohner fühlen sich jetzt bei der Nutzung ihrer Wohn- und Schlafräume gestört und brauchen dunklere Vorhänge oder Rollos und sprechen von Lichtverschmutzung.
Der ALA hat inzwischen ein Gespräch vor Ort mit dem bei der E.ON-Avacon für die Straßenbeleuchtung Verantwortlichen geführt. Dieser konnte unsere Kritik nicht nachvollziehen. Ihm gefiele das Licht, wir hätten nur vergessen, dass auch die alten Leuchtmittel anfangs so hell gewesen seien, und wir müssten auch den verstärkenden Effekt durch die nun frisch geputzten Laternenscheiben berücksichtigen. Das würde er uns gelegentlich in einer Vorher-Nachher-Demonstration beweisen. Im Übrigen hätte seine Firma jetzt Leuchtmitteltyp angeschafft, und den gäbe es mit einer geringeren Wattzahl nicht. Das jetzt stark streuende Licht würde durch die Konstruktion der Laterne entstehen.
Wir stellen fest: Zwar hat das Michaelisviertel seit Jahren formschöne und historisch stimmige Laternen. Aber jetzt plötzlich gibt es in Zeichen von Rationalisierung und Energieeffizienz keine hier passenden Leuchtmittel mehr für sie!

Egersdorffstraße 4
Anfang Februar dieses Jahres wurde dieses Haus in der westlichen Altstadt abgerissen. Das ist ein Verlust; denn Lüneburg kann kein einziges Baudenkmal entbehren, auch wenn es wie in diesem Fall nur Ensemblestatus hatte. Im Gegensatz zum städtischen Bauamt sah ich keine unmittelbare Gefahr des Zusammenbrechens, weil Fachwerkhäuser im Allgemeinen verwindungssteif sind und damit stabiler als ähnliche Gebäude in Massivbauweise. Zwar hatte sich das Haus stark zur Straße hin geneigt, und das nicht nur infolge der dortigen Bodenabsenkung, sondern vor allem wegen wohl schon zur Erbauungszeit um 1830 nicht ausreichender Gründung. Aber vor einer Abrissentscheidung, die auf den Expertisen zweier Statiker und eines Bodengutachters beruhen würde, sollte man, so regte ich an, auch das Urteil eines Fachwerkspezialisten einholen und eine nachträgliche Gründung erwägen. Das stieß in Bauamt und Bauausschuss auf Ablehnung, weil unnötig bzw. unzumutbar teuer. So wurde die Unwirtschaftlichkeit der Erhaltung des Gebäudes gleichsam amtlicherseits festgestellt und der Abriss auf Grund unmittelbar bestehender Einsturzgefahr angeordnet. Erwähnt werden muss allerdings, dass sich das Haus leider in einem traurigen Zustand jahrzehntelanger teils unterbliebener, teils falsch durchgeführter Bauunterhaltung befand, der die Entscheidung beeinflusste. Fünf Wochen später erfolgte der Abbruch

III. ALA-Aktivitäten 2016

Tag des Offenen Denkmals am 11.9.2016
Auf Anregung von Herrn Professor Dr. Lankisch werden der ALA, das Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Deutscher Denkmalschutz und der Verein Lüneburger Stadtarchäologie e.V. im Hof des Roten Hahn jeweils mit einem eigenen Stand auftreten. Wir sind übereinstimmend der Meinung, dass es wichtig ist, die Kräfte des Denkmalschutzes zu bündeln, um wirkungsvoller zu sein.

Mauer Herberge zur Heimat Am Benedikt
Es werden wohl noch etliche Gespräche notwendig sein, bevor etwas passiert.
Die Neupflasterung ist bis auf kleine Nacharbeiten fertiggestellt. Der ALA konnte sich mit seiner Forderung, eine durch 2 Gossen begrenzte Fahrgasse in der Straßenmitte zu bilden, durchsetzen und dadurch auf den früheren Charakter als Straße mit 2 Fußwegen hinweisen. Diesen alten Zustand mit entsprechendem Verkehrsaufkommen will inzwischen allerdings wohl keiner mehr zurückhaben.

IV. Rückblick

1. Neupflasterung Große Bäckerstraße mit Granitplatten
1968 wurde die Große Bäckerstraße zur Fußgängerzone umgestaltet. Bis dahin war sie eine der verkehrsreichsten Innenstadt-Straßen.

Große Bäckerstraße vor der Verkehrsberuhigung
Quelle: Voigt, Sebastian, Lüneburg in den 50er Jahren_2001

Umgestaltung zur Fußgängerzone 1968. Foto mac

Der Lüneburger Wochenmarkt auf dem Marktplatz
Dieser findet dort bereits seit Jahrhunderten statt. Die Frau des Unterzeichners hat die folgenden Fotos (als Dias) in den Herbstferien 1960 zur Dokumentation als Vorbereitung für ihren Unterricht zum Thema „Ein Markttag in Lüneburg“ und einen geplanten Besuch des Wochenmarktes mit ihrer Klasse gemacht. Dabei hat sie die Zeit vom Beginn um 8 Uhr bis zum Abbau am Mittag und die anschließende Reinigung des Marktplatzes festgehalten. Damals ging alles noch sehr einfach und bescheiden zu. Es war auch noch mehr ein Erzeuger- als ein Händler-markt. Viele Bauern aus der Umgebung kamen mit ihren Erzeugnissen noch mit dem Pferdefuhrwerk.
Der Marktplatz diente damals – außer zur Marktzeit – noch als Parkplatz. Das kann man an einigen Stellen noch an der Markierung der Stellflächen im Kopfsteinpflaster erkennen.

Historie: Kampf gegen eine Tiefgarage unter dem Marktplatz
Ab 1971 verfolgte die Stadt Pläne, dem Vorbild (???) anderer Städte folgend, unter dem Marktplatz eine
stöckige Tiefgarage mit 300 Stellplätzen anzulegen und 4 Fußgänger-Tunnels u.a. direkt zu Karstadt und der Sparkasse. Als die Pläne sich 1974 verdichteten und erste Probebohrungen begannen, hatte das eine riesige Protestwelle zur Folge. Der am 1. Februar 1974 gerade erst als eingetragener Verein gegründete ALA engagierte sich sehr stark dagegen und rief zum Widerstand auf.

Es entstand eine Bürgerinitiative „Rettet den Lüneburger Marktplatz“. Entsprechende Aufkleber mit dem Wortlaut der Initiative klebten viele Autobesitzer an ihre Autos.

Unterstützung fand diese Initiative insbesondere im ebenfalls 1974 gegründeten Verein Lüneburger Marktbeschicker und beim Bürgerverein.
Es dauerte noch bis zum 20.8.1974, bis die Stadt das Projekt fallen ließ. Maßgebenden Anteil daran hatte die große Protestaktion auf dem Wochenmarkt am 10.8.1974, über die die Landesszeitung ausführlich berichtete.
Ein nachts vorher vom damaligen ALA-Vorsitzenden Curt Pomp entworfener Reim „Bürger wehrt Euch mit Courage gegen Fischers Tiefgarage“ wurde schnell auf mehrere zusammengenähte Laken geschrieben und grüßte am Markttag auf einem riesigen Transparent zwischen 2 Fahnenstangen (Fischer war Vorsitzender des Verkehrsausschusses).
Auch die Marktbeschicker, an deren Ständen schwarze Fahnen hingen, hatten mit 2 weiteren großen Transparenten und mit schwarzer Kleidung ihrem Unmut öffentlich Ausdruck gegeben. Und vor allem: Die hohe Anzahl von ca. 12.000 Unterschriften gegen das Projekt wurde jetzt bekannt. Das brach den Elan des Rates, ein Glück für die Stadt!
Mit seinem Alternativ-Vorschlag, eine Tiefgarage unter dem Reichenbachplatz zu bauen, hatte der ALA allerdings keinen Erfolg

Hans-Herbert Sellen
ALA-Schatzmeister

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