Nachstehend gibt der Vorstand wieder einige Informationen, die für Sie hoffentlich von Interesse sind. Etliches können Sie auch wieder auf der ALA-Homepage nachlesen. Diese ist kürzlich neu gestaltet. Wir hoffen, dass Ihnen diese gefällt. Für Kritik und Anregungen sind wir dankbar. Insbesondere für auswärtige ALA-Mitglieder ist vielleicht unter „Aktuelles“ der Pressespiegel mit Nachrichten über den ALA von Interesse. Bis heute ist die Homepage lt. Zähler 8320 mal aufgerufen worden.
I. ALA-Intern
Die gut besuchte diesjährige Mitgliederversammlung 2015 fand diesmal im Glockenhaus statt. Darüber haben wir im bereits übermittelten Jahresbericht 2014 informiert, der auch auf der ALA-Homepage nachzulesen ist.
Der neue Vorstand hat sich zwischenzeitlich gut eingearbeitet.
Zur Entlastung des Vorstandes hat sich eine Gruppe gebildet, die bei der Organisation der ALA-Märkte helfen will und zwischenzeitlich bereits 2 Mal getagt hat.
Der ALA lädt seit einiger Zeit mehrmals im Jahr Mitglieder und Nichtmitglieder, die uns auf unseren Märkten helfen, zu einem i. d. R. im Kapitelsaal stattfindenden Helfertreffen ein, insbesondere um den Kontakt untereinander zu fördern, praktische Erfahrungen und Vorschläge entgegenzunehmen sowie Neuigkeiten zu berichten. Deren Organisation hat dankenswerter Weise von Anfang an Verena Fiedler übernommen.
Nachdem das im Juni 2015 geplante Helfertreffen wegen zu niedriger Anmeldungen ausfallen musste, war das Treffen am 9. Oktober relativ gut besucht. Wer an einer Teilnahme interessiert ist, aber bisher keine Einladung (per Mail) erhalten hat, möge sich beim ALA-Büro oder beim Unterzeichner melden.
II. ALA-Aktivitäten 2015Tag des Offenen Denkmals am 13.9.2015: Der ALA hatte seinen Speicher Am Iflock geöffnet, der sich eines guten Besuches erfreute, zumal da 2 Handwerker dort ihre Tätigkeit ausübten und auf der Straße vor dem Speicher historische Kinderspiele gezeigt wurden. Außerdem wurden vom Streuobstwiesen-Verein Apfelsorten vorgestellt. Auch an über € 200 Einnahmen aus dem Verkauf von Büchern und Spenden konnte sich der ALA freuen.

Oberlicht Heinrich Böll-Haus Katzenstraße 2: Die Verglasung des Oberlichts dieser schönen, in einem sehr dunklen Grün gestrichenen barocken Haustür ist kürzlich auf Kosten des ALA von seinem dunklen Farbanstrich befreit.
Foto Haustür Katzenstraße 2, aus Krüger, Lüneburg, 1928
Dendrochronologische Untersuchungen: Diese werden, wenn es angezeigt ist, vom ALA finanziert und die Daten an die Denkmalbehörden weitergegeben. Sie führen häufig zu Überraschungen, so wie jetzt beim äußerlich unscheinbaren Haus Ritterstraße 41. Das Fälldatum von deren Deckenbalken über dem Erdgeschoss ist auf die Jahre 1436 und 1437 bestimmt wurden. Dies dürfte auch das Baujahr sein. Damit ist das Gebäude viel älter als bisher angenommen.
Acryl-Schilder: Der ALA hatte vor einigen Jahren damit begonnen, an Gebäuden, für deren Restaurierung er Zuschüsse gezahlt hat, kleine Acryl-Täfelchen mit dem Jahr der Förderung anzubringen, um in der Öffentlichkeit mehr in Erscheinung zu treten. Nachdem dies einige Zeit ins Hintertreffen geraten war, will er das nunmehr verstärkt wieder in Angriff nehmen und zusätzlich zu den bereits vorhandenen 11 Schildern weitere anbringen. Er vergibt seit einiger Zeit Zuschüsse nur, wenn sich deren Empfänger mit einer Anbringung einer solchen Plakette einverstanden erklären.
Restaurierung Gipsofen: Dessen Dach und Fachwerk bedurfte mal wieder dringend einer Restaurierung. Involviert waren Zimmerer- und Malerbetrieb.
Aufrisse 2015: Den Entwurf des nächsten Aufrisses, der im November 2015 erscheinen soll, hat der Verfasser dieses Info-Briefes kürzlich fertiggestellt. Nun wird sich unsere Sekretärin Frau Neumann um das Layout kümmern, bevor das Heft zum Drucker geht.
Mauer Herberge zur Heimat Am Benedikt: Der Besitzer möchte die denkmalgeschützte Mauer abreißen lassen, da diese stark geschädigt und eine Restaurierung unwirtschaftlich sei. Es handelt sich um die Mauer des ehemaligen Zuchthauses (Kettenstrafanstalt), die früher, ihrem Zweck entsprechend, erheblich höher war als heute (siehe historisches und heutiges Foto auf der nächsten Seite). Der ALA, der wie die Denkmalpflege die Mauer erhalten möchte, ist von dieser um einen Zuschuss gebeten. Der ALA wird dies wohlwollend prüfen, wenn ein Kostenvoranschlag vorliegt.

Foto Beim Benedikt: Rechts die ehemalige Zuchthausmauer in ursprünglicher Höhe. Foto 1915 Messbild_Museum Lbg S118Salzbrück

Foto Beim Benedikt: Rechts die ehemalige Zuchthausmauer in jetziger Höhe. Foto 2009 Riestra
III: Bachelorarbeit an der Leuphana „Stadtentwicklung und Denkmalpflege“ von Carolin Stoeppel:
Von dieser an Lüneburg sehr interessierten Studentin hatte der ALA bereits in den Aufrissen 29/2014 eine kritische Hausarbeit zu dem Thema „Revitalisierung des Viskulenhofs“ abgedruckt. Nun hat sie sich in ihrer u. E. gelungenen Bachelorarbeit mit dem Stadtbild von Lüneburg beschäftigt, und zwar vor allem gründlich und eingehend mit der Geschichte des ALA und dessen Einfluss auf das Lüneburger Stadtbild. Der ALA, der in dieser Arbeit sehr gut wegkommt, ist an einer Veröffentlichung der Arbeit interessiert. Vielleicht wird diese von der Leuphana bewirkt. Wir werden zu gegebener Zeit darüber berichten.
IV. Zum Abriss freigegebene Objekte
1. Friedenstraße 18
Auf der Straßenseite ist auf dem Foto auf Seite 5 noch der Hinweis auf die Kunst-und Handelsgärtnerei von Otto Ewerrien zu erkennen.
Um dieses Haus am unteren Ende der Friedenstraße ist seit 2010 gestritten. Auch der ALA hatte sich eingeschaltet. Aber vergeblich. Nachdem dem Haus jetzt aber die Eigenschaft als Baudenkmal versagt wurde, wird es sicher nicht mehr lange stehen.

Friedenstraße 18_Museum Lüneburg F54Frieden

Ilmenau-Ufer am Roten Wall, Friedenstraße 18_Museum Lüneburg -Ilmenau

Friedenstraße 18_Foto Sellen 2014
2. Gärtnerhaus Wienebüttel

Foto Sellen 2015

Dieses bescheidene Haus mit dem schön verzierten Portal, wohl aus dem Biedermeier, ist sicherlich kaum jemandem bekannt. Es befindet sich nahe der Gärtnerei am westlichen Rand des Areals des Landeskrankenhauses, viel älter als dieses, steht bereits seit Jahrzehnten leer und führt von der Öffentlichkeit unbeachtet ein Aschenputtel-Dasein. Da keine Bauunterhaltung stattfand, verwahrloste es immer mehr. Nun ist es zum Schutz der Passanten von Gerüsten umgeben. Die Stadt hat auf dieses Objekt des Landes keinen Zugriff, deshalb erscheint es auch nicht in der Denkmaltopographie der Hansestadt Lüneburg. Es steht aber wohl unter Denkmalschutz, so dass man es nicht abreißen darf. Und so wartet man offenbar auf den Einsturz.
V. Laternen „Alt Lüneburg“: Umrüstung auf LED gelungen
Die meisten der in der Innenstadt aufgestellten Laternen vom Typ Alt-Lüneburg hat der ALA der Stadt geschenkt. Die Verhandlungen des ALA mit der E.ON-Avacon wegen eines bei der Umrüstung auf LED angemesseneren Umganges mit den Laternen, als ursprünglich geplant, waren erfolgreich. Die Bitten des ALA sind dankenswerter Weise dort nicht auf taube Ohren gestoßen. Das alte Erscheinungsbild der Laternen ist bei verbesserter Leuchtkraft und wesentlich geringeren Verbrauchskosten erhalten geblieben.
VI. Preise
Lüneburg hat es nicht geschafft, aber Hamburg wurde 2015 mit der Speicherstadt und dem Kontorhausviertel in das UNESCO-Welterbe aufgenommen.
Bei der nationalen Auswahl für den Welterbe-Titel konnte sich wie Lüneburg auch das Wendland nicht durchsetzen. Zum Trost erhielt der Verein zur Erhaltung der Rundlings e.V. aber den von Europa Nostra verliehenen Europäischen Kulturerbepreis 2015 (Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 2/2015 S.107), der als höchste europäische Auszeichnung für das kulturelle Erbe gilt.
In Lüneburg hatte 1980 Dr. Brinkmann für die Restaurierung seines Hauses Am Stintmarkt 7 ein wertvolles Europa Nostra Diplom erhalten, worauf an diesem Haus eine Medaille hinweist. Der ALA ist seit langem Mitglied von Europa Nostra.
VII. ALA-Spende für den Krüger-Bau von 1908 des Museums Lüneburg
Nachdem es bei der Stadt aus Kostengründen ursprünglich Überlegungen gab, diesen von Franz Krüger entworfenen Bau mit dem zur Ilmenauseite ausdruckstark gestalteten Treppengiebel aus Backstein

Foto des Krügerbaus in seiner ursprünglichen Gestalt. Foto Krüger von 1908
abzureißen, hat nach vielen Protesten, auch des ALA, bei der Stadt ein Umdenken eingesetzt. Nun soll der Bau erhalten bleiben, zugleich als „Denkmal für den Lüneburger Baumeister und Architekten Franz Krüger“, wie es in einer Beschlussvorlage der Stadt heißt. Das hat Krüger, der alleinstehend war und seinen gesamten Nachlass dem Museumsverein vermacht hat, auch redlich verdient.

Krüger, Franz. In der Kommissionsstube des Rathauses. Foto Museum
Der ALA wollte seinen erfolgreichen Protest nicht auf sich beruhen lassen, sondern glaubt, entsprechend seiner Leistungsfähigkeit dem Museumsverein unter die Arme greifen zu müssen. Er hat deshalb € 50.000 gespendet, um die baldige Wiedereröffnung des Krügerbaus zu fördern. Diese für den ALA ungewöhnlich hohe Spende hat ihren Grund insbesondere auch darin, dass er den Architekten Franz Krüger (und auch den von ihm in den Anfangsjahren maßgeblich geprägten Verein für Denkmalpflege von 19031) quasi als einen seiner Vorgänger ansieht. Krüger war praktisch der Erste, der sich intensiv um die Lüneburger Baudenkmäler kümmerte und diese zusammen mit Wilhelm Reinecke 1906 inventarisierte. Und er war der erste Lüneburger Hausforscher; er hielt insbesondere zum Abriss vorgesehene Bauten schriftlich sowie in Zeichnungen und auf Fotos fest und veröffentlichte etliches in den Blättern des Museums und in vielen Zeitschriften (im Einzelnen siehe die weitere Mail). Einiges davon und seine Motivation kommt gut zum Ausdruck in dem nachstehend abgedruckten
Entwurf eines Schreibens von Krüger aus dem Jahr 19152 an den Verein für Denkmalpflege:
An den Verein für Denkmalpflege zu Lüneburg.
Ich lege hierdurch mein Amt als Vorstandsmitglied des Vereins für Denkmalpflege nieder. Zur Begründung diene folgendes.
Seit der Gründung des Vereins habe ich die ausführende Tätigkeit desselben im Interesse der Stadt fast allein geleistet: die Ausführung der beschlossenen Arbeiten überwacht, die notwendigen Abrechnungen gemacht. Ich habe ferner zahlreiche Veröffentlichungen alter Baudenkmäler in verschiedenen Zeitschriften geschrieben; namentlich habe ich eine ganze Reihe alter Bauwerke, die abgebrochen wurden, genau aufgemessen und beschrieben. Ohne diese Tätigkeit wären sie – es befinden sich darunter Denkmäler von entscheidendem Wert – für die Kunstgeschichte der Stadt verloren gegangen. Ich erwähne diese Tatsachen nicht, um für mich ein besonderes Verdienst zu konstruieren, sondern um darzutun, dass mich die Liebe zu den Denkmälern der alten Stadt trieb, dass ich jederzeit im Interesse der Stadt gearbeitet habe, dass man an dieser Tätigkeit auch in der Stadtverwaltung erkennen musste, dass mir nichts ferner lag, als die Absicht, jemals etwas zu tun oder zu schreiben, was der Stadt Lüneburg zum Nachteil gereichen könnte.
Von massgebender Stelle der Denkmalpflege wurde ich nun angeregt, über den Verfall der Lüneburger Baudenkmäler Untersuchungen anzustellen, wozu ich das Archiv zu benutzen gedachte. Auf meinen dahingehenden Antrag hat aber die Stadtverwaltung – obgleich ich versicherte, nur konstruktive und kunstwissenschaftliche Studien zu betreiben – zwar die Benutzung des Archivs erlaubt, aber unter derart erschwerenden, jedes Vertrauen ermangelnden, in schroffem Tone gehaltenen Bedingungen über meine gegenwärtige und zukünftige schriftstellerische Tätigkeit, dass ich darauf nicht eingehen konnte. Ich ersah aus diesem Schreiben, dass meine bisherige Arbeit nicht anerkannt wird, (Handschriftlicher Zusatz: dass man mir seitens der Stadtverwaltung nicht das Vertrauen schenkt, auf welches Anspruch zu haben ich glaube) und dass ich daher in Zukunft keine Veranlassung mehr habe, eine weitere Tätigkeit im Sinne des Vereins auszuüben. Dass meine persönliche Liebe und Arbeit auch fernerhin den alten Baudenkmälern der Stadt gehören wird, brauche ich nicht besonders zu versichern; ich möchte sie ausserdem noch dadurch beweisen, dass ich Mitglied des Vereins bleibe.
Hochachtungsvoll
Auf das Wirken von Krüger als Architekt stößt man in Lüneburg auf Schritt und Tritt. Allerdings wird einiges heute auch kritisch gesehen, wie z.B. sein Entwurf für den unmaßstäblichen Neubau Am Sande 49. Außerdem kümmerte Krüger sich intensiv um die Vorgeschichte des Lüneburger Umlandes. Wohl insbesondere wegen seiner zahlreichen Veröffentlichungen wurde ihm 1932 auch die Ehrendoktorwürde von der Universität Hamburg (Dr. phil.) verliehen.
In einem zweiten Mail-Anhang hat der Verfasser den Versuch gemacht, die Daten von Krügers beeindruckendem Lebenswerk möglichst weitgehend in einer PDF-Datei „Zusammenstellung von Werken und Veröffentlichungen von Franz Krüger“ zusammenzustellen.
Außerdem hat der Verfasser als Nachtrag im Anhang einer weiteren Mail einige im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erfolgte und von Krüger geschilderte Abrisse, die das Stadtbild wesentlich beeinflusst haben, zusammengestellt. Dieser ist mit historischen Fotos (zum Teil von Krüger) von den abgebrochenen Gebäuden und mit Fotos vom jetzigen Zustand (Fotos Neubauten vom Verfasser 2015 und 2014) versehen (zum Teil mit einem Foto von einem inzwischen auch bereits beseitigten Zwischenstadium). Die dort wiedergegebenen 3 Texte dazu von Krüger sind veröffentlicht in:
- Jahresberichte des Museumsvereins 1899-1901, 1901, S. 132, 133. Abbruch eines gothischen Hauses
- Am Sande 49
- Lüneburger Museumsblätter Heft 4, 1907, S. 107, 108. Abbruch eines gothischen Hauses Große Bäckerstraße 13 (Rauno)
- Lüneburger Museumsblätter Heft 8, 1912, S. 396-398 „Untergegangene Denkmäler in Lüneburg“:
- Altenbrückertorstraße 6 (Ecke Bei der Ratsmühle), Am Sande 4 (Ecke Rote Straße),
- Am Sande 14, 15,
- An der Münze 8 (Ecke Apothekenstraße), Auf dem Kauf 19,
- Grapengießerstraße 4,
- Kleine Bäckerstraße 1 (Ecke Untere Schrangenstraße), Neue Straße, Wonnekenhaus,
- Neue Sülze 5-6, Fahrtmeisterhof, Neue Sülze 10,
- Reeperbuden Lindenstraße – An den Reeperbahnen, Rote Straße 7 (Ecke Ritterstraße),
- Salzbrückerstraße 31 und Sülzwallstraße 1
Auf den meisten Grundstücken der abgerissenen Häuser wurden unmittelbar darauf Neubauten errichtet. Diese erhielten fast ausschließlich eine erheblich größere Dimension und wurden meist 3- oder sogar 4-geschossig errichtet. Einige Neubauten gingen auch in die Breite, da die Fläche einer früheren Durchfahrtsbebauung oder eines seitlichen Flügelbaues in den Neubau einbezogen wurde. Das wird durch die Foto-Gegenüberstellung sehr deutlich. Von Krüger stammt nur der Entwurf für Am Sande 49.
Viel Spaß bei der Lektüre
Hans-Herbert Sellen
ALA-Schatzmeister
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1 Siehe zu diesem Böker, Doris: Hansestadt Lüneburg (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Baudenkmale in Niedersachsen Band 22.1). Petersberg 2010, S. 27 und Akten Stadtarchiv
2 StadtALg DPV-1 (Akten des Denkmalpflege-Vereins 1904-1915 (Handakten des Architekten Dr. h. r. Franz Krüger). Ob das mit Schreibmaschine verfasste Schreiben (mit handschriftlichen Ergänzungen) abgesendet wurde, konnte der Verfasser dieses Info-Briefes nicht ermitteln.
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