Infobrief Nr. 17 – September 2020
Liebe Mitglieder,
wir haben für Sie einiges aus der Vorstandsarbeit zusammengestellt, das uns in der letzten Zeit beschäftigt hat. Das erste Mal in der Geschichte des ALA mussten wir unseren historischen Christmarkt absagen – der Christmarkt 2020 wird nicht stattfinden. Die Corona – Pandemie lässt leider einen Markt in unserem Sinne nicht zu. Der nächste Historische Christmarkt ist für den 04. + 05. Dezember 2021 geplant.
Die „Alte Handwerkerstrasse“ wurde auch in das Jahr 2021 verlegt, unsere 30. Handwerkerstrasse soll am 04. + 05. September 2021 stattfinden.
Bitte beachten Sie unseren Anhang und unterstützen Sie unsere Händler in dem Sie evtl. telefonisch oder per Mail Ihre Weihnachtsgeschenke bei ihnen bestellen. Vielen Dank!
Lüneburger Stadtmarketing GmbH
Am Anfang des Jahres gab es ein Kennenlern- Gespräch des ALA- Vorstandes mit Herrn Werkmeister, dem Chef der Lüneburger Stadtmarketing GmbH. Es war ein durchaus nützlicher Austausch von Informationen und Positionen, obwohl man ja schon weiß, dass jeder neue Stadtmarketingchef die Aufgabe hat, die sog. Attraktivität der Innenstadt zu steigern und dass die verschiedenen Erwartungshaltungen von Gesellschaftern und Teilen der Öffentlichkeit diesbezüglich längst bekannt sind. So konnte der Vorstand aber doch bei dieser Gelegenheit die Vorstellungen des ALA erläutern, die über Stadtbilderhaltung und Denkmalpflege hinausgehen : zur Attraktivität einer Innenstadt, trägt entscheidend eine Mischung unterschiedlicher Nutzungsmöglichkeiten bei wie Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Erholen und anderes. Diese Faktoren gilt es auszutarieren. Und weil das ( neben dem historischen Stadtbild ) in Lüneburg noch halbwegs der Fall ist, gibt es dieses lebendige, urbane Ambiente ( noch ), in dem Bewohner gerne leben und Gäste sich gerne aufhalten. Das ist abstrakt formuliert , Stadtmarketing und ALA sind sich natürlich bewusst, dass die Crux hier im Detail liegt und manches davon nicht in ihren Bereich fällt, sondern in den der örtlichen oder überörtlichen Politik.
Ostpreußisches Landesmuseum
Im städtischen Bauausschuss wurde eine Voranfrage des Ostpreußischen Landesmuseums für einen Erweiterungsbau in der Ritterstraße vorgestellt. Beabsichtigt ist es, dort eine umfangreiche Sammlung auszustellen, die den Philosophen Immanuel Kant betrifft.
Der ALA sieht die geplante Lückenschließung als positiv für das dortige Stadtbild. Ebenso können wir mit der Beurteilung der Verwaltung hinsichtlich Kubatur und Architektur übereinstimmen. Damit das Vorhaben sich aber wie gewünscht ins Straßenbild einpasst, wird es entscheidend auf die Gestaltung ankommen! Dabei scheint uns die Verwendung von Mauerziegeln grundsätzlich richtig. Dass die Zielsetzungen der Gestaltungssatzung eingehalten werden, können wir allerdings noch nicht erkennen. Hier fallen jedenfalls die Begriffe „ geschlossene Fassade “ und „ abweichende Dachform“ sofort auf. Die Begründung dafür leuchtet nicht unmittelbar ein und bedürfte aus unserer Sicht unbedingt der Diskussion.
Am Alten Kran
Nachdem Gastronomen der Lünertorstraße mit der Stadtverwaltung über die Aufstellung von Tischen und Stühlen vor ihren Betrieben oder vor dem Alten Kran gesprochen hatten, schickte der ALA nachfolgenden Text an die LZ mit der Bitte um Abdruck als Leserbrief. Dem wurde zwar nicht entsprochen, aber einige uns wichtige Sätze daraus wurden immerhin in einen Artikel der Redaktion aufgenommen.
So lautete unser vollständiger Leserbrief :
Auch die Gastronomie hat, wie man weiß, unter der Corona – Epidemie erhebliche wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müssen. Mit vermehrten Möglichkeiten der Außenbewirtschaftung soll ihr geholfen werden.
An einigen Stellen der Innenstadt mag das ohne weiteres machbar sein. Aber erneut ist der Kran am alten Hafen wieder im Visier der Interessenten. War er bereits stimmungshebender Hintergrund für einen Weihnachtsmarkt, soll sich dort nun eine Freiluftgastwirtschaft platzieren dürfen.
Der ALA hat vor etlichen Jahren die Stadt Lüneburg mit über 80 Tsd Euro bei der Restaurierung des Alten Krans unterstützt. Nach unserem Verständnis gehört es zum Schutz eines Baudenkmals auch, dass seine Umgebung von Beeinträchtigungen freizuhalten ist. Wir fragen uns, ob das bei den Planungen eine gebührende Rolle gespielt hat.
Zudem befürchten wir, dass diese vielleicht als nur temporär gedachte Unterstützungsaktion zu einem Dauerzustand wird. Erfahrungsgemäß hat die Rücknahme einer einmal erlaubten außengastronomischen Nutzung Seltenheitswert, erst recht, wenn extra ein Podest dafür hergestellt wurde. Im übrigen ist der Platz am Alten Kran der letzte Rest von öffentlich nutzbarem Raum im gesamten Hafenbereich. Wo sich früher Menschen auf Terrassenstufen an der Ilmenau trafen, die die gastronomischen Angebote weder wahrnehmen wollten noch konnten, stoßen sie heute auf privat genutztes Gelände, auf dem Verzehrzwang und Hausrecht gelten. Eine Entwicklung, die möglicherweise bei manchem Lüneburger die Frage aufkommen lässt, ob er irgendwann mal Eintritt für bestimmte öffentliche Plätze zahlen muss.
Dendrochronologie
Dendrochronologie nennt man die Methode zur Altersbestimmung bei Holz, das im Hausbau verwendet worden ist. Wenn man seine Jahresringe zählt, kann man die Fällzeit des Baumes bestimmen. Gibt es keine schriftliche Datierung, kann auf diese Weise das Alter eines Gebäudes festgestellt werden. die Kosten für die dazu erforderlichen Untersuchungen übernahm kürzlich in einem weiteren Fall der ALA. Die Stadtbildpflege hatte darum gebeten und konnte so die Erbauungszeit eines Flügelbaues an der Unteren Ohlingerstraße / Ecke Auf der Altstadt bestimmen.
Ehemaliges Schul- und Kulturamt
Aus dem früheren städtischen Schul- und Kulturamt in der Egersdorffstraße 1a ist jetzt ein Hotel mit Destillerie geworden. Das Gebäude, mit stadt- und baugeschichtlicher Bedeutung, stammt aus dem Jahre 1438 und diente jahrhundertelang als Dienstwohnung für den jeweiligen Syndikus, den Rechtsgelehrten und – berater der Stadt. Berühmte, überregional bekannte Männer waren darunter. ( Vgl. Sarninghausen, AUFRISSE 23/ 2007 ).

Für den ALA galt das Haus schon immer als Denkmal. Zweimal aber bestand die Gefahr des Abbruchs. Zweimal musste der ALA intervenieren, musste die Denkmalpflege zum Jagen getragen werden, um die Stadt von diesen Plänen abzubringen und eine endgültige Unterschutzstellung zu erreichen. Leider wurde dann eine Stahlbandage aus Sicherheitsgründen um das Haus gelegt, die vieles unnötig zerstörte. 2006 erstellte der ALA eine komplette Vorplanung für den Gebäudekomplex, um die Erhaltungs- und Nutzungsmöglichkeit zu beweisen. Trotz dieser umfangreichen Vorarbeiten ließen sich Erwerb durch den Verein und Weitergabe an mehrere Interessenten aber doch nicht realisieren. ( Vgl. Pomp, ALA- Jahresberichte 2005/ 07 ). Der Einsatz hat sich dennoch gelohnt : das Syndikatshaus am Windberg konnte im Endeffekt gerettet und inzwischen eine neue denkmalverträgliche Nutzung gefunden werden.
Altes Gärtnerhaus

Ende August wurde auf dem Gelände der Psychatrischen Klinik Lüneburg ein Gedenk- und Bildungszentrum eingeweiht. Es ist speziell der Erinnerung an die dort begangenen „Euthanasie“-Verbrechen gewidmet. Das Alte Gärtnerhaus, in dem es nun als Ort des Erinnerns, Gedenkens und Lernens untergebracht ist, wurde vor mehr als zwei Jahrzehnten von dem ehemaligen ALA-Vorstandsmitglied Hans- Herbert Sellen gleichsam wiederentdeckt und letztlich vor dem drohenden Verfall bewahrt. Die Restaurierungs- und Umbaukosten, mit denen das denkmalgeschützte Gebäude ( c. 1830 ) für seinen neuen anspruchsvollen Zweck hergerichtet werden sollte, waren naturgemäß erheblich. Doch nicht nur der ALA, sondern ebenso zahlreiche örtliche und überörtliche Sponsoren ermöglichten es mit ihren Spenden, diese Summe zusammenzubringen. Nur durch diese Unterstützung und die überaus engagierte Arbeit des Förderkreises „Euthanasie“- Gedenkstätte konnte hier etwas über Lüneburg hinaus Außerordentliches und Wichtiges entstehen.
Bardowicker Straße, eine Art Zwischenbilanz:

Nach wie vor können wir nicht erkennen, warum unbedingt ein optischer Zusammenhang dieser Stadteingangsstraße mit der Innenstadt hergestellt werden muss; denn die beginnt ja eigentlich erst ab dem Marktplatz. Dieses Argument für einen höhengleichen Ausbau überzeugt städtebaulich nicht. Ansonsten: Auch nach dem (teilweisen) Umbau im Sinne der Vorstellungen des Verkehrsausschusses gibt es immer noch Unzufriedenheit bei Menschen mit Behinderungen, bei Fahrrad-Hardlinern und deren Wunsch nach Betonpflaster. Und man ahnt schon die Beschwerden der Autofahrer wegen weiterer Einschränkungen und die der Fußgänger wegen störender Außengastronomie. Aber dafür bekommt Lüneburg einen „ Boulevard “… ( siehe auch AUFRISSE 34/ 2019 Seite 10 f. )
Tag des offenen Denkmals
Der Tag des offenen Denkmals 2020 fällt wie auch andere Veranstaltungen, die den ALA betreffen, leider Corona- Restriktionen zum Opfer. Das Motto „Chance Denkmal. Erinnern. Erhalten. Neu Denken.“ könnte auch das des ALA sein, und zwar seit vier Jahrzehnten : die Erhaltung der Denkmäler und der pflegliche Umgang mit ihnen. Das Nachdenken über ihre angemessene und zuträgliche Nutzung. Und so die Erinnerung an ein Stück gebauter Stadtgeschichte lebendig halten. Passend dazu hatten wir angeboten, unseren „ Speicher Am Iflock “ zu zeigen.
Mit freundlichen Grüßen im September
Christian Burgdorff , 1. Vorsitzender
Inga Whiton, 2. Vorsitzende
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